Wie wir wurden, was wir sind

Edgar Selges «Hast du uns endlich gefunden» über eine Kindheit in den 1950er Jahren

Theater heute - Logo

Das Kind sitzt im Birnbaum und erfindet die Welt. Aber nichts von dieser eigenen Welt gehört wirklich ihm – denn derart symbiotisch ist die Verbindung zum Vater, dass der Junge dessen Träume noch einmal träumt. Die Astgabel im Baum – so stellt er sich das vor – ist der Pilotensitz eines Kampffliegers, und mit Birnen legt er immer wieder Rotterdam in Schutt und Asche.

Wie der Generalfeldmarschall Albert Kesselring das im wirklichen Leben des Weltkriegs besorgte und besorgen ließ; als Kriegsverbrecher verurteilt, saß dieser Kesselring wenige Haftjahre im damaligen Militär-Gefängnis in Werl ab, bevor er früh und schnell begnadigt wurde. Auch Leute wie er wurden dringend benötigt für den Aufbau der neuwestdeutschen Bundeswehr … Im Knast von Werl aber hatte Edgar Selge gleich zwölf dieser hoch- bis höchstrangigen Kriegsverbrecher zuvorkommendst umsorgt; als stellvertretender Anstaltsleiter. Jetzt träumt Selges Sohn, der auch Edgar heißt, dass er zu Hause im Garten Birnenbomben wirft auf Rotterdam. 

Der Schauspieler Edgar Selge erzählt vom Vater, der nicht nur heißt wie der Sohn, sondern ihn das eigene Berufsleben lang prägt: als Jurist und Direktor im Strafvollzug. Sohn Edgar erzählt ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Dezember 2021
Rubrik: Bücher, Seite 65
von Michael Laages

Weitere Beiträge
40 Jahre Systemfragen

«Was interessiert mich Kohle?», heult Orgon leise verzweifelnd und wälzt sich voll Selbstmitleid auf dem Boden. Den Hausherrn in Molières «Tartuffe» hat es in Soeren Voimas Nachdichtung der unverwüstlichen Betrügerkomödie in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts verschlagen, und ökonomisch steht er anfangs da, wo man in der guten alten sozialen Marktwirtschaft...

Premieren 12/21

ALTENBURG GERA, THEATER 
12. nach den Gebrüdern Grimm, Das tapfere Schneiderlein 
R. Manuel Kressin

ANSBACH, THEATER 
4. Willemsen, Habe Häuschen. Da würden wir leben 
R. Robert Arnold 
16. Jacobs und Netenjacob, Extrawurst 
R. Axel Krauße

BADEN-BADEN, THEATER 
4. Tabori, Mutters Courage 
R. Franziska Stuhr

BASEL, THEATER 
4. nach Balzac, Verlorene Illusionen 
R....

Die lieben Räuber

Vielleicht ist Friedrich Schillers «Die Räuber» das vielschichtigste deutschsprachige Drama des 18. Jahrhunderts. Im Kontext einer tragischen Familiengeschichte wird hier von Karl Moor erzählt, den Idealismus und Ablehnung gesellschaftlicher Zwänge (sowie die Intrigen seines Bruders Franz) in die Arme einer Räuberbande treiben, wo er schnell zum Hauptmann...