Weltbild mit Herz

Volker Ludwig «Rosa»

Rosa lebt. Wie bei Che, dessen besternte Baskenmütze sie auf dem Plakat zur Vorstellung trägt, reicht hier der Vorname. Rosa Luxemburg: die Geschichte einer Legende. Das Grips-Theater begegnet der Mutter aller Revolutionen mit liebender Ehrerbietung.

Station für Station eines leidenschaftlichen Lebens, 30 an der Zahl in dreieinhalb Stunden, haken Volker Ludwig, Regisseurin Franziska Steiof und ein gutes Dutzend Schauspieler in sechzig Rollen ab: eine musikalische Großproduktion auf kleiner Bühne, von Jan Schröder praktisch mit zwei vielseitig einsetzbaren fahrbaren Leitern ausgestattet und einem zum Publikum führenden verschiebbaren Steg, unter dem ein Quadratmeter Kunstrasen eine Minibühne für Rosas privatere Momente bietet.

Denn Volker Ludwig und Franziska Steiof wollen nicht nur die Revolutionärin zeigen: Die ganze Rosa soll es sein als Role model für ein erfülltes Leben. Die Politikerin, die unbeirrbar an den Aufstand der Massen glaubte, auch wenn die Massen nicht spuren wollten und die Sozialdemokraten von Kautsky (sehr komisch betulich: Thomas Ahrens) bis Bebel (cognacschwenkend jovial: Dieter Lehmann) als bestenfalls sozialrefomerische Biedermänner bzw. kompromisslerische ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2009
Rubrik: Chronik, Seite 47
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die Pflichtlektüre

2005 war erst vorgestern: das Schillerjahr zum 200. Todestag, das den Dramatiker der großen Emphase und der steilen Plots auf jede Bühne des Landes trug. 2009 schon wieder ein Schillerjahr: 200. Geburtstag im November, die Theater rüsten sich zum Pflichtprogramm und erledigen gleichzeitig ihren Bildungsauftrag mit sicherem Publikumszuspruch nicht nur der reiferen...

Willkommen im grossen Knast

Thomas Raufeisen, Jahrgang 1962, wirkt immer noch wie ein großer Junge. Man sieht ihm nicht an, dass die deutsch-deutsche Geschichte willkürlich und brutal in seiner Biografie gewütet hat. Mit Nutella und Lego ist er bei Hannover aufgewachsen, bis die Familie 1978 zurück in die DDR ziehen muss, weil sein Vater, ein «Kundschafter des Friedens», im Westen enttarnt zu...

Im Licht der Taschenlampe

Im Londoner Bush Theater tropft’s durchs Dach, und die Bühnenbeleuchtung funktioniert nicht. Statt einfach einen Monat lang die Blaumänner anzuziehen und dicht zu machen, ging man konstruktiv mit der Notlage um: Man rief die Broken Space Season ins Leben. Jeden Abend konnte man drei wechselnde Kurzdramen in Minimalbeleuchtung sehen, und da man das Bush kennt als...