Well-made in Austria

Edelboulevard in Wien: Matthias Hartmann inszeniert «Onkel Wanja», Daniel Kehlmann legt mit «Der Mentor» sein zweites Stück vor

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Manchmal liegen nur ein paar Zentimeter zwischen Komödie und Tragödie. In Anton Tschechows «Onkel Wanja» zum Beispiel greift der Titelheld am Ende des dritten Akts zur Flinte und schießt zwei Mal auf seinen Schwager. Träfe er, wäre das Stück eine Tragödie. Weil er aber daneben schießt, ist es eine Komödie.

Die Schuss-Szene stellt Matthias Hartmann seiner «Wanja»-Inszenierung im Akademietheater als Prolog voran – als wollte der Regisseur gleich einmal klarstellen, in welchem Genre wir uns befinden.

Tatsächlich ist Hartmann offenbar fest entschlossen, in Tschechow jenen Komödienautor zu sehen, als den sich dieser selbst verstanden hat.

Ein weiteres Indiz dafür ist schon der Besetzungsliste abzulesen: Die Rolle des alkoholkranken Arztes Astrow hat Hartmann seinem Lieblingsschauspieler Michael Maertens anvertraut, der eigentlich immer und überall Komödie spielt. Auch hier kassiert er schon die ersten Lacher, bevor er auch nur ein Wort gesagt hat. Bei Maertens reicht es schon, wenn er einfach nur mit fadem Aug über die Bühne schlurft; der weiche Bodenbelag, in dem die Schauspielerfüße bis zu den Knöcheln versinken, verschärft die komische Wirkung noch.

Tragikomisch an «Onkel Wanja» ist ...

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Theater heute Januar 2013
Rubrik: Aufführungen, Seite 15
von Wolfgang Kralicek

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