Weimar: Ende eines Ego-Trips

Oliver Bukowski «Verzicht auf zusätzliche Beleuchtung» (U)

Theater heute - Logo

Wer ist Rieke? Unter dieser unausgesprochenenen Überschrift steht «Verzicht auf zusätzliche Beleuchtung», das neue Stück von Oliver Bukows­ki, das in der Regie von Stephan Rottkamp bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen als Koproduktion mit dem Deutschen Nationaltheater zur Uraufführung kam. Wer ist also diese Rieke? 

Eine erste Antwort liefert Kathrin Frosch mit ihrem Bühnenbild. In drei großen Stahlgestellen steht EGO im Hintergrund der leeren Bühne.

Egomanisch, egozentrisch, egoistisch, das Stück also ein Egotrip? Autor Bukowski hat seinen Text als ein Psychogramm oder besser Soziogramm angelegt, eine systemische Analyse von Rieke und ihrem sozialen Umfeld: ihrer Mutter, ihrer Tochter, ihrer besten Freundin und deren Mann, die so etwas wie Konstanten einer nicht sonderlich gerad­linigen Biografie darstellen. 13 Bilder liefern eine Momentaufnahme dieses Achterbahnlebens einer Frau, die immer aneckt, weil sie sich nie unterordnet; die Großes will, aber aus dem Alltag keinen Weg zu diesen Träumen findet; die mit ihrem Ego ihre Umwelt gleichzeitig terrorisiert und begeistert; deren Höhenflüge ständig in Bruchlandungen enden, die aber für eine durchschnittliche Normalität nicht zu ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juli 2018
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Torben Ibs

Weitere Beiträge
Eine Fassade ohne Haus

Man wünscht sich Kategorien, wenn man über Künstler spricht. Man möchte sagen können: Der macht Musiktheater, performt, macht Aktionskunst. Man möchte sagen können: Der ist ein Mann, die ist eine Frau. Man möchte den Künstler irgendwie fassen. Und der erste große Stein, den einem Tucké Royale in den Weg legt, wenn man versucht, etwas über seine Kunst zu sagen, ist,...

Karlsruhe: Im Museum des Vergessens

Über 150 ermordete Künstler in nur einem Jahr, und kaum einer weiß noch davon: Es ist ein «Museum des Vergessens», in das zwei junge georgische Theatermacher, der Regisseur Data Tavadze und der Autor Davit Gabunia, mit ihrem Stück «Tiger und Löwe» führen. Thema ist der stalinistische Terror in Georgien im Jahr 1937, als der gefürchtete Geheimdienstchef Lawrenti...

Die zwei Welten des Theaters

TH Anfang dieses Jahres hat die Journalistin Petra Kohse in einem Artikel in der «Berliner Zeitung» die These aufgestellt, dass «‹Freie Kunst› sich heutzutage durch Effizienz und Internationalität» auszeichne. «Das kann die Institutionskunst von ihr lernen. Das künstlerische Experiment indessen findet innerhalb der subventionierten Häuser statt», schreibt die...