Wehret der Normalisierung!
Um autoritären Bedrohungen in liberalen Demokratien nachzugehen, muss man sich vor allem um Entwicklungslinien kümmern und nicht nur Einzelereignisse herausgreifen. Da gibt es auf der einen Seite eine eher langfristige Entwicklung ab dem Jahre 2000, aber auch eine kurzfristige Entwicklung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, deren politische und gesellschaftliche Auswirkungen wir noch gar nicht kennen. Bei den langfristigen Entwicklungen in den – wie ich sie nenne – entsicherten Jahrzehnten kann man einiges erkennen an autoritären Bedrohungen.
Dabei tut man gut daran, sich an Ralf Dahrendorf zu erinnern, der schon 1997 die These vertrat, wir stünden vor einem autoritären Jahrhundert.
Als Analyserahmen betrachten wir dabei sowohl die ökonomischen Entwicklungen in einem globalisierten Kapitalismus, dann deren Auswirkungen in Bezug auf soziale Integration oder Desintegration, und schießlich das Verhältnis zum politischen System. Soweit die strukturelle Ebene. Der nächste Schritt ist die Frage, wie Menschen die damit verbundenen Erfahrungen verarbeiten. Das betrifft im ökonomischen Bereich die Fragen der Statusgefährdung, im politischen Bereich die Fragen, ob man wahrgenommen ...
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Theater heute März 2021
Rubrik: Gesellschaft, Seite 38
von Wilhelm Heitmeyer
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