Was man in Deutschland denkt, fühlt und ist
Nach stundenlangem Kampf neigt sich die Bunkerdecke ein letztes Mal. Die Blechgeschirre mit der Henkersmahlzeit scheppern zu Boden, Leichen rutschen malerisch über die Schräge, dumpfes Wummern liegt in der Luft. Nur zwei Recken können noch aufrecht stehen: Gunther und sein braver Hagen, der ihm noch im Untergang den Rücken zur Sitzgelegenheit krümmt. Treu bis in den Tod. Dann kommt es, wie es kommen muss: Schwertgeschlitzt sinken auch die letzten Krieger hin.
Eisernes Pathos regiert das Finale von Andreas Kriegenburgs Münchner «Nibelungen».
Der suggestive Pomp um unverbrüchliche Mannesehre im Auge des sicheren Untergangs kennt kein Entweichen und dürfte noch den härtesten Wehrmachts-Rentnern eine Träne aus den greisen Augenwinkeln locken. Auch die Wirkung auf sentimentalere Gemüter ist beschreiblich. Man muss es in den Kammerspielen gesehen haben, im geschmackvollsten Jugendstil-Wohnzimmer der Bühnenrepublik, wie es so manchen theaterbegeisterten Mittvierziger, die gut verdauten Weißbiere an den Hüften, von den Sitzen hochreißt zum stehenden Applaus. Und noch beim Berliner Theatertreffen-Gastspiel in der ideologiezertrümmernden Volksbühne donnerte der Zuspruch recht beachtlich.
Da ...
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Endlich waren sich klare Kritiker-Mehrheiten einmal einig: Der Dramatiker des Jahres heißt Lukas Bärfuss, dessen Glaubensstück «Der Bus» auf die Bühne bringt, worüber alle sonst immer nur auf Podiumdiskussionen palavern. Und die unumstrittene Nachwuchsdramatikerin der Saison ist Anja Hilling, Noch-Studentin für Szenisches Schreiben in Berlin, aber schon von vielen...
Wenn Kunstbanausen, Finanzpolitiker und Wirtschaftszeitungen über das Theater sprechen, dann hört sich das häufig so an, als beginne hinter dem Kartenabreißer eine kapitalismusfreie Zone. Aufzuzählen, wie viele Euro Steuergelder unter jedem Theatersessel kleben, gilt dann als Spitzen-Bonmot, um mit der Behauptung vermeintlicher Verschwendung den Populismus zu...
Eines Tages hatte Gott Lust auf ein Festspiel. Es sollte etwas sehr Üppiges sein mit vielen Königen, Engeln, Hirten, Schafen und einer Sturzgeburt in einem Stall. Doch als er alle möglichen Tier- und Menschendarsteller zusammengetrommelt hatte, wollten die Engel gar keine Engel sein, sondern sagten immer: «Gelobt sei der Herr: Ficken ist geil!», und Maria sang:...