Was heißt schon normal?
Franz Wille «Life and Times» ist ein Crashkurs über den amerikanischen Durchschnitt. Das vielstündige, detailversessene Telefon-Interview, in dem die NT-Schauspielerin und -Musikerin Kristin Worrall von Kindheit an ihr Leben erzählt, kollidiert in den verschiedenen Episoden mit unterschiedlichen populären Unterhaltungsformaten; mit Spartakiade-Übungen im ersten Teil, Standard-Musical-Choreografien oder altmodischem Krimi-Theater in den folgenden Teilen. Das normale Leben hat nach diesen Kollisionen seine selbstverständliche Normalität verloren.
Warum trauen Sie eigentlich der Normalität nicht?
Kelly Copper Das aufgezeichnete Gespräch mit Kristin würde ohne eine Verfremdung – ob durch Spartakiade, Choreografie oder Boulevardtheater – keinen Sinn machen. Diese Art Alltagsmaterial umgibt uns ganz selbstverständlich als normales Leben, und wir hören nicht hin oder nehmen es nicht wirklich wahr. Deshalb interessiert es uns. Es ist irgendwie totes Material – dabei extrem widerstandsfähig gegen alles, was wir damit anstellen wollen. Wir suchen das Besondere im Alltäglichen, wir suchen das Allgemeine im Persönlichen, wir versuchen, ursprünglich völlig undramatisches Material dramatisch zu ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Akteure, Seite 32
von Franz Wille
Das «missing link» zwischen John Cages Geräusch-Musik-Konzepten und dem nun auch schon traditionellen Techno ist endlich als Werk eines Tüftler-Künstlers aus Finnland dargestellt. Der 1935 geborene Martii Mauri begeisterte sich in den frühen sechziger Jahren an seinen Tonbandaufnahmen von russischen Traktorenmotoren, deren Diesel-Ding-Ding-Dong später als Blaupause...
So einen Theatervorhang hat das Akademietheater wahrscheinlich noch nie gesehen: Der rote Samt ist über und über mit Dreck verschmiert. Das gilt aber auch für das Kostüm von Salome Pockerl, der rothaarigen Gänsemagd aus Johann Nestroys Posse «Der Talisman» (1840). Eigentlich ist die ganze Bühne (Patrick Bannwart) total versaut, und die Umgangsformen sind auch nicht...
«Ich existiere», ruft Fabian Hinrichs aus, «um 20 Uhr 34 im Thalia Theater!» Einspruch! Das mit der Uhrzeit stimmt zwar, aber Hinrichs existiert gerade ganz eindeutig nicht im Thalia, sondern ein paar Straßen weiter im Hamburger Schauspielhaus, für das der Theaterkünstler der Stunde gemeinsam mit Bühnenbildner Jürgen Lehmann «Ich. Welt. Wir. Es zischeln 1000...