Vom langen Lied des Horrors

Shakespeare «Macbeth» in Koblenz

Vom Ehrenbreitstein, also von hoch oben aus gesehen, scheint unten am Rheinufer im Großenganzen alles in Ordnung: Der Intendant macht gängiges Programm, sein teuer renoviertes Theater, eine historische Kostbarkeit, ist beliebt in der Stadt. Und zum Start in die neue Saison gibt’s ganz gutbürgerlich und massenkompatibel das große Format, klassisch. Auch die dritte «Mac­beth»-Vorstellung riss das zahlreich erschienene Publikum, wie man stolz verbucht, zu Beifallsstürmen hin. Theaterliebe! Bei der griffigen Werk­einführung im Foyer blieb selbstverständlich kein Stuhl unbesetzt.

Bildungsbeflissenheit.

Die Zuneigung der Leute zu ihrer mit Lust, Fleiß, Tapferkeit betriebenen örtlichen Schau– bühne (gerade mal wieder droht eine Etatkürzung) scheint unerschütterlich. Gut so! Und des rührigen Intendanten Markus Dietzes «Macbeth»-Inszenierung könnte durchaus zeitgemäß gedacht sein.

Freilich, allzu oft schon sahen wir das rabenschwarze Endspiel ziemlich bunt: versplattert, verslapstickt, ironisch verspaßt und lustig verschoben in Kleinbürgerhöllen oder Mafiamilieus. Nicht so bei Markus Dietze. Bei ihm herrscht klassisch Krieg. Aber: Er lässt einfach nicht das schlimme Lied singen vom ...

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Theater heute Januar 2012
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Reinhard Wengierek

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