Vom Heimkommen und Fremdfühlen
Thomas Arzt ist 27. Er kommt aus Oberösterreich und ist in einem Dorf aufgewachsen. 2000 Einwohner hat es, und Theater war dort, auf dem Land, mehr als genug. Da gab es eine Laienbühne, an der der Großvater eine große Rolle spielte. Es gab einen Saal mit Drehbühne, einen Fundus und viele schöne Geschichten. Und wenn andere einen Dachboden ihr Refugium nennen konnten, dann hatte Thomas Arzt den Schlüssel zum Dorftheater in der Hosentasche und konnte in schimmeligen Requisiten und im Muff der Kostüme rumstöbern, fantasieren, lesen – als erstes Nestroys «Lumpazivagabundus».
Später trat das Schultheater des katholischen Gymnasiums auf den Plan. Da gab es dann Brecht in der Schule und den Mitterer am Dorf. Schulspiel und Dorfgaudi, Commedia erudita und Volkstheater. Da war viel Theater, sagt Thomas Arzt. Kein Zweifel.
Nach dem Tod des Großvaters und nachdem Arzt schon in Wien mit dem Studium begonnen hatte, setzte er dem Opa und dem Dorf ein Denkmal: «Tschickhäuslbubi» heißt sein erster Theatertext. Darin erzählt Arzt von einem Jungen, dem Bubi, dem die Welt in eine Trafik geschwemmt wird und die so zum Platz für ungehörige und ungeheuerliche Figuren, zur grotesken Schattenseite des ...
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Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 172
von Andreas Beck
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Was...
... kann sich Karin Beier die Auswertung der Kritikerumfrage 2010 rahmen lassen: Im dritten, auch stadtpolitisch kämpferischen Jahr ihrer Intendanz heben 12 von 42 befragten Kritikern das Schauspiel Köln unangefochten auf den Sockel als Theater des Jahres. Und die Regisseurin Karin Beier gleich mit: Ihre hinter Glas verbannte Prekariatsstudie «Die Schmutzigen, die...