Vier Jahrzehnte

Katharina Gericke: «Vom Fluss»

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Als der englische Bankier Henry Hoare in den Jahren nach 1740 seinen Traum einer heroischen Idylle ohne Wiederkehr in der Park- und Seenlandschaft von Sourhead zu verwirklichen begann, gehörte der Bau einer aus mehreren Höhlen errichteten Grotte zu diesem Entwurf eines künstlichen Paradieses. Eine Welt wie vom Anbeginn der Zeiten, als die Menschen noch mit den Fluss-Göttern und Faunen, mit der ganzen niederen und mittleren Mythologie zusammenlebten.

Bereits 1719 hatten der Frühaufklärer Alexander Pope und sein Gärtnermeister William Kent eine Wasserhöhle als gebauten Initiationsritus angelegt. Wer sich durch die düsteren, felsenartig ummantelten Stollen auf das Wagnis der Wildnis einließ, wurde am Ende durch das Heraustreten in das wasserumflossene Paradies belohnt. 

Für die Anfangsszene ihres Stückes «Vom Fluss» wählt Katharina Gericke ein verwandtes Bild. Am Fluss, spätnachts, von Wasser und vom Feuer erhellt, feiern vier Jugendliche ein alljährlich stattfindendes Initiationsritual – ihren Abiturball. Konstantin liebt Domenike. Bram liebt Konstantin. Jasmin liebt Bram. Ihre Spiele am nächtlichen Wasserlauf verweisen in einer Art Allegorie auf Künftiges. Im Wasser, dem Element des ...

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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 146
von ANdrea Koschwitz

Vergriffen
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