Viel Theater um nichts

Darmstadt, Staatstheater: Jordi Galceran «Adieu, Herr Minister» (DE)

Eigentlich wollte Carsten Lusch endlich Schluss machen. Nachdem er sich zuletzt ein Haus von einem Bauunternehmer schenken ließ, ist seine Karriere als Energieminister passé. Ein Jour­nalist, mit dem dann auch noch seine Frau durchbrannte, hat die korrupten Seilschaften aufgedeckt. Nun sitzt der gestrauchelte Phrasendrescher hinter der Glanzfassade seines schmucken Hauses zwischen Stereotürmen und Retromobiliar, hält sich die Pistole an den Kopf und wartet noch auf das letzte Abenteuer seines zusammengestürzten Bilderbuchlebens: eine Prostituierte.

Jordi Galcerans Stück «Adieu, Herr Minister», das derzeit in der deutschsprachigen Erstaufführung am Staatstheater Darmstadt zu sehen ist, beginnt als bissige Persiflage auf einen moralisch maroden Politikbetrieb. Über der persönlichen Tragödie gaukelt netter Sprachwitz, und auch Andrea Thiesens Akteure geben ihr Bestes. Doch aller Slapstick kann einen schwachen Text kaum retten. Denn was als Satire beginnt, ver­sickert im Klamauk.

Geradezu schicksalhaft schneit Handelsvertreterin Sonja (Gabriele Drechsel) wie ein rettender Engel in das Interieur des Suizidgefährdeten (Matthias Kleiner), lässt sich nicht abwimmeln und entpuppt sich als ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2013
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Björn Hayer

Weitere Beiträge
Krümel Mensch

Eine Woche lang trafen sich im Februar 1945 die drei Siegermächte, vertreten durch Roosevelt, Churchill und Stalin, im idyllischen Badeort Jalta an der Krim und teilten die Nachkriegswelt unter sich auf. Nebenbei beschlossen sie noch einen Angriffskrieg auf Japan sowie die Bombardierung Dresdens.

Mag es am Schwarzen Meer noch so sonnig gewesen sein, im Düsseldorfer...

Der Erste macht das Licht an

Das ehemalige Kolosseum-Kino in der Nußdorfer Straße ist heute ein Supermarkt. Beinahe wäre ein Theater daraus geworden. Als die Stadt Wien 1976 eine neue Spielstätte für Hans Gratzers Theatergruppe Werkstatt suchte, war das Kolosseum Gratzers Favorit. Die Wahl fiel schließlich auf einen anderen, kleineren Kinosaal: Im damals gerade geschlossenen Heimatkino in der...

Gesetz ohne Regel

Weißt du womit ich mich neuerdings beschäftige?», fragte ein Freund, der für ein Moskauer Theaterfestival arbeitet. «Ich schreibe den Eingeladenen. Ich überrede sie, nach Moskau zu kommen. Der eine ist schwul, und ein anderer auch … Ich muss denen erklären, dass man dafür in Russland weder verprügelt noch eingesperrt wird, und dass wir hier nicht alle homophob...