Verzweifelte Rituale
«Wir vermissen einen Freund», sagt der Pfarrer beim Begräbnis über den plötzlich verstorbenen Mittvierziger Stuart Jackson. «Vielleicht nicht gerade einen echten Freund», räumt er ein, «einen der zuhören konnte oder einem das Gefühl gab, wichtig zu sein ...»
Der Männerkultfilm «Husbands» von Independent-Pionier John Cassavetes offenbart schon zu Beginn die Fallhöhe seiner Protagonisten: Gus, Harry und Archie stehen am offenen Grab ihres gemeinsamen Freundes.
Von der Endlichkeit des Lebens derart vor den Kopf gestoßen, erinnern sie sich an das grenzenlose Glücksversprechen, das ihr Leben einmal war, bevor sie es unter ihrem selbstgebauten Eigenheim in irgendeinem Vorort von New York begraben haben. Selbst tagelange Trunkenheit hilft bei einer progressiven Midlife-Crisis nur bis zum Erbrechen. Bei Glücksspiel und Nutten in London angekommen, scheitern sie – zutiefst komisch und erbärmlich zugleich – an sich selbst und an den ehrlich verzweifelten Ritualen einer Männerfreundschaft, die nicht sprechen und nicht zuhören kann.
«Husbands» ist nach «Opening Night» und «Faces» Ivo van Hoves dritte Bühnen-Adaption eines Cassavetes-Films. Damit gehört sie zwar nicht unbedingt in die ...
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Theater heute April 2012
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Anja Quickert
«Ich wähle die größtmögliche Übertreibung», schreibt Tine Rahel Völcker, «um dem, was ich nicht zu denken wage, möglichst nah zu kommen.» Einen Tag vor der Premiere ihres Stücks druckte das «Handelsblatt» einen Aufsatz von Francis Fukuyama unter dem Titel «Warum Staaten aufsteigen und fallen». Fukuyama übertreibt nicht. Frappierend nüchtern erläutert der politische...
Aachen, Grenzlandtheater
16. Walser, Das fliehende Pferd
R. Catharina Fillers
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
1. Cooney, Cash – Und ewig rauschen die Gelder
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28. Kirchner, A.M.I.L.O. – Alte Männer in lächerlichen Outfits (U)
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Augsburg, Theater
13. Kater, We are camera/jasonmaterial
R. Lilli-Hannah Hoepner
B...
Den 17. Oktober 2006 dürfte der Regisseur Frank-Patrick Steckel in unguter Erinnerung behalten. Der immer streitbare Regiekünstler, berufslebenslang an den dunklen Ecken der Aufklärung interessiert, war in besonders dämmriges Gelände geraten, nämlich die Jagdgründe des Berliner Finanzamts Zehlendorf.
Im Kern ging es um die Frage, ob ein freischaffender Regisseur...