Verkehrsfragen
Ganz auf der Höhe der Zeit ist es nicht. Ein Körperscanner wurde nicht installiert auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses, die Justyna Lagowska einer Abfertigungshalle mit Raucherkabine, Gepäckband und Sitzbänken nachgebaut hat. Last Exit: Gefahrenzone. Leben im Wartestand. Denn die Paare und Passagiere heben ihre Häupter gen Himmel, von dem nichts Gutes kommt, flehen in beträchtlicher Lautstärke – Spezialität dieser deutschsprachigen Erstaufführung – um Schonung und fragen ins Leere: «Warum bombardiert ihr uns? Wir sind die Guten.
» Das «Wir» lässt sich fix klären:
unsere rechtschaffene westliche Zivilisation mit ihren Errungenschaften wie Hedge Fonds, Frühstücksfernsehen, Gartencenter und Autos der Marke Turan oder Cayenne. Wer aber sind die ominösen «ihr»? Das belassen Mark Ravenhills episch formatierte Prä-Katastrophen-Episoden im Ungefähren. Irgendein islamischer Schurkenstaat oder Selbstmordattentäter-Zirkel wird es wohl sein, vor deren drohender Gewalt das Dutzend repräsentativer Kulturträger den Kopf einzieht.
Der Terror des anonymen Krieges und der Terror des Gefühls verbinden sich in «Shoot/Get treasure/Repeat» aufs Allgemeinste. Ravenhills sozialer und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Anton Tschechow hätte sich vermutlich 1903 nicht träumen lassen, dass seine Szenen aus dem Landleben verarmender russischer Gutsbesitzer einmal den Lieblings-Bühnenspiegel einer bundesdeutschen Mittelstandsgesellschaft abgeben werden, deren Mitte so langsam der Stand wegbröckelt. Bei allen unübersehbaren Unterschieden gibt es gerade im «Kirschgarten» drei starke...
In der Regel formulieren wir unsere Erwartungen für die nähere und fernere Zukunft auf der Grundlage von Linearitätserwartungen: Ein Mehr an Investition wird nach gewisser Zeit auch zu einem Mehr an Erträgen führen, mehr Wissen ist die Grundlage größerer Bildung, und dementsprechend erwarten wir auch von einer Politik der Demokratisierung eine Ausdehnung und...
Im Fernsehen spielt Friedrich Gulda Mozart. Er trägt ein buntes Hawaiihemd und hat eine Muslimkappe auf dem Kopf. Gulda könnte, denkt man, weil er im Fernsehen nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen ist, übertreiben. Der Gedanke kommt einem, weil andere klassische Klavierkünstler statt eines Hawaiihemdes meist ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug anhaben....