Untergehen, sterben, scheitern
Das surreale endzeitliche Schweben wird auf dem Theater nicht einfacher in einer Zeit, wo die Melancholie und Katastrophensucht der inzwischen auch schon guten alten Postmoderne den Mainstream schon lange fest im Griff haben mit großen, ja grandiosen Szenarien, mit Filmen wie «The Matrix» oder «Inception».
So ein Beckett leuchtet da mit einem seltsam schwach gewordenen Lichtlein durch den ewigen Nebel der Postzeit, und vielleicht ist das ja der Grund, dass sich Stefan Pucher in seiner Zürcher Inszenierung von «Endspiel» gerade nicht für das von Beckett geforderte fahle Licht entschieden hat, sondern für ein äußerst grelles.
Neongrün kommt die Bühne von Barbara Ehnes nämlich daher, derart hell ausgeleuchtet ist sie, dass keine Schatten mehr zu sehen sind und keine Kanten, man kennt diese Art von Räumen aus der Kunst, sie nehmen ihren Insassen jede Orientierung, und genau darum geht es ja im «Endspiel». Um zwei Männer, deren Geschicke schon seit Jahrzehnten zu einem verschmolzen sind, um Hamm und Clov, den Herren und den Sklaven, die sich bis zum endgültigen Ende nicht mehr auseinanderdividieren lassen, zwei alternde Unglücksgeschöpfe, die mit Hamms Eltern in diesem seltsamen Bunker ...
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Theater heute November 2011
Rubrik: AUFFÜHRUNGEN, Seite 28
von Simone Meier
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