Unter Zeitdruck
Karlo Kollmar ist verwirrt. Denn die Zeit steht still im neuen Stück des Kleist-Förderpreisträgers Michel Decar. Gleichzeitig rast sie. Karlo Kollmar erwacht vor drei weißen, comichaft-verzerrten Riesenregalen, auf deren unterschiedlichen Ebenen die Figuren und Requisiten seines Lebens lagern.
Die pinkfarbene Freundin zum Beispiel (Rika Weniger), die ständig den Namen wechselt, aber ganz offensichtlich immer dieselbe Person bleibt.
Oder die Mutter in den besten Jahren, die erst vor Einsamkeit in das ausgeschnittene Papp-Telefon schluchzt, um dann in der Karibik mit ihren Verehrern Salsa zu tanzen. Der sportliche Kollmar (Raphael Traub) bekommt den Ablauf der Zeit nicht auf die Reihe. Schon in der ersten Szene findet sich das Panoptikum der eindimensionalen Ausschneide-Figuren zu einem kollektiv-geraunten «Tick, Tack, Tick, Tack» zusammen.
Während die Zeit gleichzeitig rast und steht, taucht Jenny Jannowitz (Bea Brocks) hinter den Pfeilern des Rangfoyers auf, eine schlanke, androgyne Mannfrau im grauen Business-Kostüm, die Karlo zum Innehalten bewegen will – und zum Draufschauen auf diese Welt, die sich immer schneller dreht und dabei nirgendwo ankommt.
Wie leider auch dieser ...
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Theater heute Dezember 2014
Rubrik: Chronik Braunschweig, Seite 55
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