Unsere gespaltene Persönlichkeit

Großbritanniens Theaterszene kurz vor dem Brexit-Referendum

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Das Brexit-Referendum dräut. Seit im Februar der Startschuss der «Remain»- und der «Leave»-Kampagne fiel, ist die schlammschlachtlas­tige Debatte immer mehr auf die Themen Wirtschaft versus Immigration zusammengeschmolzen. Die Politiker melden sich täglich zu Wort. Die Kunst- und Theaterszene kaum. Als Schauspielerin Emma Thompson äußerte, sie fände es «nicht nachvollziehbar, falls Großbritannien die EU verließe», briet ihr Tory-Parlamentarier Stewart Jackson gleich eins über und nannte sie «an overpaid, leftie luvvie» («überbezahlte linke Möchtegernschauspielerin»).

Charmant ist anders. Doch wenn man nachfragt, gibt es unter Lon­doner Theatermachern die leise Präferenz, in der EU zu bleiben. 

Dennis Kelly, jetzt nicht mehr nur Theater-, sondern auch Film- und Fernsehautor, beschreibt sich sogar als passionierten Pro-Europäer. «Wie scheel mein Land auf Europa guckt, ist mir peinlich. Das ist uninformiert, kurzsichtig und zeigt einen schändlichen Mangel an Solidarität. Dieses Kleinstaatendenken in einer Zeit, in der unsere Probleme so offensichtlich global sind und so offensichtlich globale Lösungen brauchen, deprimiert mich. Großbritannien hat in Europa eine wichtige Rolle, und ...

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Theater heute Juni 2016
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Patricia Benecke

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