… und wir sind nur die Kandidaten
Dies ist so ziemlich der letzte Ort, an dem damit zu rechnen war, eine Spielekonsole in die Hand gedrückt zu bekommen. Bislang pflegt das Theater als Hort der Hochkultur schließlich kaum Sympathie für gepixelte Zerstreuungen und widmet sich – wenn überhaupt – lieber der kulturkritischen Betrachtung des Amoklaufs, als selbst den Zuschauer mit einer virtuellen Knarre auszustatten. Das Regiekollektiv Rimini Protokoll interessiert sich jedoch schon lange für einen erweiterten Spiel- und Theaterbegriff und hat nun einen Theaterabend als kollektives Videogame inszeniert.
Zu Anfang sieht alles nach einer ganz normalen Rimini-Performance aus. Ellen Schultz, früher freie Radiojournalistin, heute Lotsin im kanadischen Straßenverkehr, stellt sich als eine von vier typischen Alltagsexpertinnen vor, die Helgard Haug und Stefan Kaegi in Vancouver, dem Produktionsort von «Best Before», gecastet haben. Zusammen mit Duff Armour, der als Spieletester und Produzent beim Softwarekonzern Electronic Arts gearbeitet hat, dem promovierten Gamedesigner Arjan Dhupia sowie
Brady Marks, die auch das Programm für «Best Before» geschrieben hat, lenkt und moderiert sie das Publikum durch den Spielverlauf.
In ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
War er einer jener «normalen» Kollaborateure, die in den Vernichtungslagern der Nazis ihre eigene Haut retteten, indem sie Juden in Gaskammern trieben, oder gehörte er zu den Schergen, die während ihrer «Arbeit» sadistische Lust entwickelten? Darum geht es, seit Anfang der 1980er Jahre Überlebende des KZ Treblinka in John Demjanjuk jenen berüchtigten Wärter erkannt...
Diesmal ist es anders. In der Nacht, in der er ihn kennen lernt, flüchtet Patrick vor Jirka – Hals über Kopf, wie sie sich vor wenigen Stunden ineinander verliebt hatten beim Yoga. Er schleicht sich aus Jirkas Bett in der Panik, dass es diesmal der Richtige ist. Noch in derselben Zürcher Winternacht betäubt sich Jirka,
der zugesehen und nur so getan hat, als...
Der Inszenierung indirekt vorangestellt ist ein vielsagender Satz des Autors. «Ich bin genauso wie meine Figuren», schreibt Falk Richter im Programmheft, und man beginnt sogleich nach den Spuren zu suchen. Wahrscheinlich sind sie in allen sieben Figuren zu finden, die Richter in seinem Stück «Krieg der Bilder» in einem unübersichtlichen Medien-Kultur-Kunst-Bereich...