Triumph der Freiheit
Als Philipp Löhle einmal aus dem Supermarkt kam, sah er einen Mann mit einem Lama. Nichts Ungewöhnliches, denn es gibt ja schon seit einiger Zeit diese natur- und tierliebenden Menschen, die mit Andenmütze und Kleinkamel ihre Natur- und Tierhalterliebe öffentlich unterstützen lassen und gegen eine kleine Spende jedermann zum streichelnden Mitnatur- und Tierliebhaber befördern. Löhle befiel bei dem Anblick allerdings kein zärtliches Bedürfnis, sondern der spontane Satz: «Greenpeace hat mir mein Lama weggenommen.
» Wenn der Naturschützerverband, der sonst vorzugsweise mit kleinen Schlauchbooten übermächtige Walfänger oder Robbenschlächter angreift, seine Sache ernst meint, müsste er schließlich auch arme Lamas den Händen ihrer Mitleidsvermarkter entreißen. Dergleichen ist zwar noch nicht vorgekommen, aber warum eigentlich nicht?
Wie auch immer – jedenfalls fängt damit ein neues Stück angewandter Kapitalismuskritik an: «Genannt Gospodin» (der vollständige Stückabdruck liegt diesem Heft bei). Dem Titelheld wird sein Betteltier ausgerechnet vom Grünenfrieden weggenommen, was ihn in eine existentielle Krise stürzt. Am Ende muss sich der Kapitalismus zwar nicht zu Tode fürchten, Gospodin ...
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Fünf Darsteller in Alltagskleidern stehen auf einer absolut leeren Bühne, in eigenartigen, deutlich voneinander unterscheidbaren Gesten erstarrt. Einer hält den linken Arm ausgestreckt, als hielte er einen Hirtenstab, eine andere lagert ihm zu Füßen auf dem Boden, den Oberkörper seitlich aufgestützt, ein Dritter steht breitbeinig und mit leicht eingeknickten Knien,...
Die Ausstellung in der Londoner Tate Modern mit dem Titel «The World as a Stage», die über Objekte und Installationen von 16 internationalen Künstlern die Beziehung zwischen Bildender Kunst und Theater erforschen will, weckt erst einmal einige Erwartungen: auf eine konzentrierte Auseinandersetzung mit Theater, vielleicht auch auf Lebendigkeit.
Falls man jedoch die...
«Wenn du bloß deine Eier leeren willst, sag nicht, dass du fürs Vaterland stirbst», staucht die junge Palästinenserin Imen den Nachbarssohn Amin zusammen, der einen israelischen Soldaten umgebracht hat und nun die Angst vor dem eigenen Tod mit dem Glauben an die 80 Jungfrauen im Märtyrerparadies niederringt. Vielleicht sind es Szenen wie diese, die Mohamed Kacimis...