Traurige Roboter
Natürlich ist ein Gespräch über Grenzen ein Gespräch über Politik, zumal in Zeiten, in denen sich die Festung Europa abschottet. Und wenn András Siebold, Leiter des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, seine kuratorische Aufgabe als das Einreißen von Grenzen definiert, dann darf man das als politisches Statement lesen, auch wenn es gar nicht primär um Nationalitätsgrenzen geht, sondern um die Grenzen zwischen Stilen, Medien, Genres, Denkweisen.
Die sind für den Festivalchef tatsächlich ein Problem – wirklich klar ist beim Sommerfestival nie, ob das Gezeigte jetzt Tanz ist, Theater oder etwas dazwischen. (Siebold behilft sich, indem er sein Programm als Pop labelt, was allerdings dadurch erschwert wird, dass das Populäre hier meist eindeutig fehlt.)
Aber Siebold ist auch ein Freund des Um-die-Ecke-Denkens, und deswegen kann er vom Schillern zwischen Genrezuordnungen sprechen und Frontex meinen. Und wenn er als gemeinsamen Nenner des Sommerfestivals den forcierten Perspektivwechsel ausmacht, dann ist das auch ein Kommentar zum europäischen Grenzregime. Offensichtlich wird dieser Perspektivwechsel, wenn überall in Hamburg Werbung fürs Sommerfestival plakatiert wird, auf der ein ...
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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Festivals, Seite 36
von Falk Schreiber
«ALL I SEE» – alles, was ich sehe – steht auf dem Szenenvorhang. Zum Auftakt fangen die Buchstaben nervös zu blinken an. Was sehe ich, was kann ich erkennen, werde ich als der erkannt, der ich bin? Im Verlauf seiner sehr freien «Iphigenie»-Adaption auf der Kammerspielbühne des Frankfurter Schauspiels lässt Ersan Mondtag ein paar Mal den Zusammenhang von Erkenntnis...
Mit einem Dräuen hebt es an; eine Tür knarrt, eine Fliege surrt, dann bebt ein Signal, wie aus einem Nebelhorn in die Luft gebohrt. Die Töne kommen aus den unteren Stockwerken des Hauses, aus denen die dreiköpfige Bürgerfamilie samt Dienstmädchen Cruche gerade geflohen ist und weiter fliehen wird. Immer höher hinauf, bis ins Dachgeschoss, wo der Platz eng wird....
Man kann nicht behaupten, dass sich in den letzten fünf Jahren in Ungarn nichts verändert hätte: Während es 2011 für die Berufung György Dörners, bekannt für seine Nähe zur Jobbik-Patei und seine extremistische Haltung, noch einer Drohgebärde der lokalen Regierung und eines administrativen Tricks bedurfte (die Evaluation und Empfehlung des professionellen Beirats,...