Traum schafft Wirklichkeit(en)

Das Münchner Residenztheater startet mit Kleists «Prinz Friedrich von Homburg» und einem Cyber-Krimi der Amerikanerin Jennifer Haley in die Spielzeit

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Der Countdown läuft. Rund um den Münchner Theateräquator Maximi­lianstraße werden in diesem Herbst die Claims neu abgesteckt. Mit wechselseitigem Gastinszenieren wie in den letzten Jahren durch die beiden Intendanten Johan Simons und Martin Kušej ist nun nicht mehr zu rechnen.

Stattdessen testet Matthias Lilienthal mit seinen mehr neckisch als provokant in Erscheinung tretenden «Shabbyshabby Apartments» gleich mal die Mitmachbegeisterung des Kammerspiele-Publikums und lädt zur Übernachtung im schick-schäbigen Sperrholz-Ambiente an exponierten Orten wie Springbrunnen, Verkehrsinseln oder einer Parkbucht in unbezahlbarer Lage direkt vor dem Cartier-Shop.

Im Gegenzug wirft Kušej am Residenztheater einen gediegenen Klassiker-Köder für potenzielle Überläufer aus, die sich mit einer weiteren Ausweitung des erweiterten Theaterbegriffs dann doch nicht anfreunden mögen. Immerhin gelingt dem dazu auserkorenen David Bösch mit seiner hart am Text entlang inszenierten Version von Kleists letztem Schauspiel «Prinz Friedrich von Homburg» das Kunststück, sowohl die Fraktion der Werktreue-Fetischisten nicht zu vergrätzen - keinen einzigen Videoschnipsel erlaubt sich der sonst als Bilderklauber ...

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Theater heute November 2015
Rubrik: Aufführungen, Seite 10
von Silvia Stammen

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