Tote Körper tanzen anders
Ein bisschen fühlt man sich an den Film «The Truman Show» erinnert, wenn man mit seinen Kopfhörern die Konferenzhalle betritt und plötzlich auf Kanal 8 des «Radios der Untoten» letzte Regieanweisungen vor der Performance hört: «Zuschauer sind drin, Licht aus und Start». Denn vor die lebenden Toten und die Übergänge zwischen Leben und Tod haben die Macher des Kongress- und Inszenierungsprojektes «Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction» auf Kampnagel eine komplizierte, die inhaltlichen Aspekte regelrecht erdrückende szenische und technische Installation gestellt.
Die Szene ist ein Filmstudio mit verschiedenen Sets: Ein Krankenhausflur, ein Labor,
ein Friedhof und ein Kino. Die Übergänge zwischen den einzelnen Räumen sind fließend,
die Dekoration, die meist aus ein paar Pappwänden oder einer Friedhofstapete besteht,
deutet den Ort nur sehr unscharf an. Das führt wiederum dazu, dass sich in diesen Kulissen nur sehr bedingt eine Raumstimmung entfalten kann und das an sich schlüssige Konzept, Veranstaltungen zum Thema (Un-)Tod in den Zwischen- und Übergangsräumen unserer
Zivilisation zu verhandeln, ziemlich schnell in Vergessenheit gerät. Das Krankenhaus ist
nach einer kurzen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juli 2011
Rubrik: Magazin: Kongress, Seite 60
von Alexander Kohlmann
Wie mag es wohl in den abgestorbenen Provinzstädten des Postsozialismus zugehen?
In Tilmann Gerschs deutscher Erstaufführung von Michal Walczaks «Das Bergwerk» lebt
es sich dort wie auf einem heruntergekommenen Rummelplatz. Dafür hat Henrike Engels ein haushohes blinkendes Kirmes-Ungetüm mit gemalten Clowns und Knochenmännern, bunten Glühbirnen und Balustraden auf...
«Der Verschollene» sollte nach Kafkas Willen der Roman heißen, nicht «Amerika». Diesen Titel erhielt Kafkas unvollendetes Werk erst durch seinen Herausgeber Max Brod. Aber nicht der Mensch, der verschwindet, sondern das Land, in dem er verschwindet, steht in der Bochumer Bühnenfassung im Mittelpunkt. In Kafkas Roman gerät sein junger Held Karl Rossmann auch in der...
Nein, in der Haut dieses Mannes möchte man nicht stecken. Dass der Knecht Nikita das arme Waisenmädchen Marinka hat sitzenlassen, dass er im Verbund mit seiner intriganten Mutter und der Geliebten Anisja deren Mann Petr, seinen einstigen Herrn, vergiftet hat, dass er wiederum Anisja das Erbe entwendet und es mit deren Stieftochter Akulina verprasst hat – all das...