Tote Körper tanzen anders

Auf Kampnagel verschwinden «Die Untoten» im Technik-Himmel

Ein bisschen fühlt man sich an den Film «The Truman Show» erinnert, wenn man mit seinen Kopfhörern die Konferenz­halle betritt und plötzlich auf Kanal 8 des «Radios der Untoten» letzte Regieanweisungen vor der Performance hört: «Zuschauer sind drin, Licht aus und Start». Denn vor die lebenden Toten und die Übergänge zwischen Leben und Tod haben die Macher des Kongress- und Insze­nierungsprojektes «Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction» auf Kampnagel eine kompli­zierte, die inhaltlichen Aspekte regelrecht erdrückende szenische und technische Instal­lation gestellt.



Die Szene ist ein Filmstudio mit verschiedenen Sets: Ein Krankenhausflur, ein Labor,
ein Friedhof und ein Kino. Die Übergänge zwischen den einzelnen Räumen sind fließend,
die Dekoration, die meist aus ein paar Papp­wänden oder einer Friedhofstapete besteht,
deutet den Ort nur sehr unscharf an. Das führt wiederum dazu, dass sich in diesen Kulissen nur sehr bedingt eine Raumstimmung entfalten kann und das an sich schlüssige Konzept, Veranstaltungen zum Thema (Un-)Tod in den Zwischen- und Übergangsräumen unserer
Zi­vilisation zu verhandeln, ziemlich schnell in Vergessenheit gerät. Das Krankenhaus ist
nach einer kurzen ...

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Theater heute Juli 2011
Rubrik: Magazin: Kongress, Seite 60
von Alexander Kohlmann

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