Theatertelefonservice
Die oft schon totgesagte Tante Mitmachtheater ist der Schrecken nicht nur aller Kritiker. Tatsächlich erfreut sie sich außerhalb ihres klassischen Wirkungsfeldes, dem Kindertheater, immer noch höchst robuster Gesundheit. Zum Beispiel im Hebbel am Ufer, Matthias Lilienthals Berliner Spielstätten für die experimentelle Freie Szene. «Bitte zieht euch oben euer Affenkostüm an», sagt eine junge Frau, die selbst ein Affenkostüm trägt, mit einer Stimme, die keine Spielverderber duldet.
Gutwillig schlüpfen wir im oberen Foyer des alten Hebbeltheaters in eine Art Ganzkörperschlafsack aus Pannesamt mit einem Reißverschluss vom Bauch bis zum Kragen, Kapuze und einem Schwanz am Po. Vors Gesicht kommt ein Tuch mit Gorillakopfapplikation. Jetzt dürfen wir ins Theater.
Auf der großen Bühne sieht es aus wie am Set von «Flashdance». Lange Reihen von Kleiderständern biegen sich unter Tanzgarderoben und bunten Perücken, an der Seite steht eine bonbonfarbene Bar voller Pina Coladas aus Plastik, und über den verschiedenen, oft nur mit einem farbigen Tuch angedeuteten Spielorten rotiert eine funkelnde Discokugel in Form eines riesigen Affenschädels. Überall stehen Menschen herum, die über ihren ...
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Es ist eine von den Geschichten, wie sie Slavoj Zizek gerne erzählt, die Geschichte einer Laborratte – und somit die Geschichte von uns. Man stelle ein begehrtes Objekt (also: Käse oder Sexualpartner) so, dass die Ratte zwar weiß, dass es da ist, es aber nicht erreichen kann. Die Ratte rennt ein paar Mal gegen die Wand, gibt dann auf und wendet sich anderen,...
Er ist wieder da» – das war nicht nur ein Schlager von «Marion», sondern auch der Werbespruch für Walter Moers’ Comic-Satire «Adolf, die Nazisau». Unter dem Satz war eine Moers-Zeichnung des gealterten Hitler zu sehen, der in einer Sprechblase erklärte «Öch bin wieder da». Die lustige Groteske, in deren Verlauf Hitler Michael Jackson und Prince kennen lernt, Sex...
Frech, böse, aufsässig glotzen die niedlichen Geschöpfe aus den Bildern des 1959 in Japan geborenen A. R. Penck-Schülers Yoshitomo Nara in die Welt. Da stimmt was nicht, bedeuten sie und trotzen tapfer dagegen an: Blessuren, Schrammen indizieren Streit und Prügelein. Plakativ und doppelbödig gerieren sich Naras an populäre Comicstrips angelehnte Bildfindungen:...