Theater seiner Zeit

Zum Tod des Schauspielers und Regisseurs Friedo Solter

Theater heute - Logo

Das 1995 im Henschelverlag erschienene Theaterlexikon der DDR würdigt den am 14. Februar dieses Jahres verstorbenen Friedo Solter als überaus vitalen, sinnlich, gestisch und sprecherisch wirkungsvollen Schauspieler und preist seine Regiearbeiten als maßstabsetzend an, «weil er auf lange Zeit einen gültigen Beitrag zur Rezeption des klassischen Erbes geleistet» und viele alte Stücke für die Gegenwart «plausibel» gemacht habe. Nein, ein maßgeblicher Meister seines Fachs wie Benno Besson, Adolf Dresen oder Jürgen Holtz war Solter eher nicht.

Doch ein solider Handwerker, ein guter Regielehrer und eigensinniger Querkopf war er schon.

Am 24. Juli 1932 in dem heute in Polen liegenden Städtchen Kreppen an der Ostsee geboren, blieb ihm die immer etwas stürmische Küstenlandschaft vertraut, als er Berliner Luft atmen und mit der russischen Zone vorlieb nehmen musste. Von 1952 bis 1955 absolvierte er erfolgreich die Staatliche Schauspiel -schule in Berlin. Nach einem Anfängerjahr in Senftenberg erlebte er drei erfolgreiche Spielzeiten in Meiningen, wo er auch erstmals inszenieren durfte. Seinen größten Erfolg hatte er als Macheath in der von Fritz Bennewitz inszenierten «Dreigroschenoper», in ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute 4 2023
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Klaus Völker

Weitere Beiträge
Jugend im Schnelldurchlauf

Gewalt ist doch eine Lösung. Für Hendrik, Tino, Pavel und die anderen. Für die Jugendlichen, die in Stralsund im von Plattenbauten dominierten Stadtteil Knieper West großwerden. In den Überresten der DDR. In den so genannten Nullerjahren. «Nullerjahre», so heißt das Buch, das Hendrik Bolz über sein Aufwachsen geschrieben hat. Ein «Debütroman» wird es manchmal...

Die bösen Zahlen

Jetzt ist sie amtlich, die Horror-Saison 2020/21. Der Deutsche Bühnenverein hat seine Statistik vorgelegt – mit der üblichen Zeitverzögerung, die offenbar nötig ist, um alle Zahlen der Theater zusammenzutragen. Nach dem ersten Pandemiestart und einem dreimonatigen Lockdown ab März 2020 war man einigermaßen hoffnungsvoll in die neue Spielzeit gestartet, nur um im...

Schuld und Heldentum

Oben hockt Tell mit seiner Armbrust in der golden leuchtenden Steilwand, von der herab er Gessler erschossen hat. Unten kriecht ein blutbeschmiertes Volk hervor und skandiert: «Tell, der Schütze und Befreier.» Dieser Tell ist kein Held, sondern ein von dem Bewusstsein seiner Schuld für einen Mord aus dem Hinterhalt zerfressener Einzelgänger.

Eine Inszenierung von...