Theater, das wir verdienen
1. Teil Spurensuche
Früher begann der Tag mit einer Schusswunde. Im Juni 1967 reist Ernst Wendt für «Theater heute» zur Experimenta nach Frankfurt am Main. Hier sein Bericht aus Heft 7/67:
«Der Schuß, der den Studenten Benno Ohnesorg in den Hinterkopf traf, fiel während der ersten Stunde der Experimenta II, das Stockholmer Scala-Theater zeigte im Theater am Turm den ‹Gesang vom lusitanischen Popanz› von Peter Weiss.
Während eine frustrierte Stadt ein Schauspiel ihrer selbst inszenierte, ihrer Hysterien und Verdrängungen, offenbarte sich zur gleichen Zeit die Hilflosigkeit eines sich politisch nennenden Theaters, das sich auf nichts anderes zu berufen weiß als auf das penetrant selbstsichere Bewußtsein, recht zu haben. Während in Berlin Benno Ohnesorg starb, agitierte man auf der Bühne des Theaters am Turm gegen die kolonialistische Ausbeutung an und machte das Pamphlet durch eine eklektische Revuemusik, Blues und Folklore, bereits bürgerlich gewordene Unterhaltungsformen, genießbar. Der Protest feierte sich selbst.
Der Krieg im Nahen Osten begann am Montag – drei Tage später –, und er war schon zuende, als die Experimenta sich immer noch bemühte, Versuche eines neuen Theaters ...
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Drei Tage bevor ich gefragt wurde, etwas über meine «Visionen vom zukünftigen Schauspieler» zu erzählen, hat mich ein Performer des Nature Theater of Oklahoma im Berliner Hebbeltheater unrasiert und verschwitzt, wie er war, an meinem Eckplatz in der dritten Reihe aufgesucht, um mich auf den Mund zu küssen. Ich wusste, als er auf mich zusteuerte, ziemlich genau,...
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Auf einem niedrigen Tisch liegt eine Plastikpuppe der Marke «Peggy Pickit», die als Geschenk für ein afrikanisches Kind gedacht ist. Außerdem eine aus Afrika stammende, kleine, handgeschnitzte Holzpuppe, die ein Kind der westlichen Welt bekommen soll. Die beiden Mädchen, für die sie gedacht sind, werden die Puppen wahrscheinlich nie bekommen. Das afrikanische...