Stunden der wahren Empfindungen

Der schwierige Weg der Jury zur Auswahl für das Theatertreffen

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Am 3. Februar 2016 verschickte das Pressebüro der Berliner Festspiele folgende Mitteilung: «Die sieben Kritikerinnen und Kritiker der Jury des 53. Theatertreffens sichteten und diskutierten in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 394 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach langer Diskussion kamen sie überein, in diesem Jahr keine Auswahl der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen zu treffen.

Stattdessen würdigen sie die Theater, die sich in ihren Städten für Flüchtlinge engagierten und sich klar gegen Ausländerfeindlichkeit und nationalistische und rassistische Tendenzen in der Gesellschaft zu Wort meldeten.» Die Jury hob unter anderem folgende Aktionen hervor: 

«In Bochum wurden Flüchtlinge animiert, selber Theater zu spielen und ihre Situation zur Sprache zu bringen; das Braunschweiger Theater veranstaltete ein ‹Welcome Dinner›; in Coburg gab es den Workshop ‹Freistaat Coburg›, bei dem es zu interkulturellen Begegnungen zwischen Künstlern, Neuankömmlingen und Publikum kam; in Dresden bot das Theater Deutschkurse an; das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg beherbergte seit September 2015 bis zu 60 Menschen im Foyer der kleinen Bühne, und die Kantine ...

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Theater heute Mai 2016
Rubrik: Theatertreffen Berlin, Seite 22
von Bernd Noack

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