Stolz und Vorurteil
Was läuft, wenn was läuft? Was geht, wenn was geht? Und wie weit geht es? Cem hat mit 30 Messerstichen Elena abgestochen und versucht, ihre Freundin Ulli als Zeugin ebenfalls zu töten. Die hat schwer verletzt überlebt und gibt nun ihre Schockerfahrungen zu Protokoll. Es ist eine von mehreren Sichtweisen auf eine Tat und deren Vorgeschichte. Eine weitere steuert Cems Kumpel Sinan bei, der hip-hoppende Klassenclown. Auch er war beim Vierer-Ausflug in Cems BMW nach Köln dabei, der blutig endete. Warum? Eine Frage der Ehre.
Lutz Hübner, produktiver Autor von Jugendstücken mit sozialkritischem Instinkt und einem Händchen für akute Diskussionen und Themen, orientiert sich in «Ehrensache» am so genannten «Hagener Mädchenmord» von 2004. Aus dem Konflikt und der Konfrontation kultureller Differenzen, aus reaktionären Männer-Selbstbildern und Geschlechtermustern montiert er ein geradlinig gebautes, mit Thrill aufs Finale zusteuerndes Drama, das über die türkische Integration in Deutschland wenig Gutes zu sagen weiß. Vor dieser Prognose und ihren Konsequenzen scheint der Autor allerdings selbst etwas zurückzuschrecken und sich deshalb in den Einzelfall zu flüchten. Gerade aber, indem er den ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Ausgangslage war brillant: «Der Streit» von Marivaux, eine alte Kiste, aber so aktuell, als hätte sie Houellebecq selbst in den Arc de Triomphe gemeißelt. Eine Geschichte über Menschenexperimente, emotionale Klonversuche, Rückverwilderungsgeschichten, am Fließband reproduzierte Sündenfallszenarien. Pop, Politik, Science Fiction so weit man sehen kann. Ein...
Nehmen wir Nemo. Jules Vernes U-Boot-Kapitän ist eine dieser Ausnahmefiguren, denen das Kunststück gelungen ist: abtauchen in den Schallwellen der Musik und zwar restlos. Die Außenwelt aussperren, dem Diktat von Raum und Zeit entwischen. Eine Art trockenes Ertrinken ist das. Das Diesseits macht mal Pause, das Bewusstsein ist vom Wohllaut erfüllt und sich selbst...
Wildfremd sind sie einander, die Alten und die Jungen in dieser Familie, die einst bessere Zeiten gesehen hat. Misstrauen, Hass, Bevormundung vergiften ihr Verhältnis zueinander. Gierig grapscht der lustgeile Großvater nach dem jungen Fleisch der fremdstämmigen Haushälterin, der Freiheitsdrang der jungen Tochter entlädt sich in aggressiver Schikane gegen die...