Stefan Kaegi: Mein HAU
Es gibt Theaterhäuser, da weiß man vorher, wie der Abend aussehen wird: Bühnenbild, Kostüme, geschminkte Schauspieler sprechen Texte von lebenden oder toten Autoren. Dazu mehr oder weniger Musik, bunteres oder schlichteres Licht. Gerne auch mal Videoprojektionen in verschiedenen Formaten. Am Schluss wird geklatscht, und danach wird der Abend 10- bis 30-mal wiederholt.
In vielen Städten des deutschsprachigen Raumes steht mindestens eins dieser Häuser. Sie bekommen den Löwenanteil der Theatersubventionen.
Darin sitzen oft kluge Dramaturgen, die gerne international koproduzieren, Bürger ihrer Stadt auf die Bühne einladen oder mit der Freien Szene kooperieren würden – das aber nur können, wenn die Kulturstiftung des Bundes Sondertöpfe dafür erfindet. Sonst kümmern sie sich ums Kerngeschäft: Ensemble und Publikum bei Laune halten. Betriebsbüro und Kunsthandwerksabteilungen nicht überfordern. Neue Formate schaffen nur Verwirrung.
Und dann gibt es das HAU. Hier hat Matthias Lilienthal den Traum eines zeitgenössischen Theaters erfunden. Hier können Aufführungen sechs Stunden dauern, kein Bühnenbild haben, in Autos, Gerichtsgebäuden oder Wohnwagen spielen. Hier kann auch mal ein ganzes ...
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Theater heute April 2012
Rubrik: Neun Jahre HAU, Seite 28
von Stefan Kaegi
Wenn vom 19. Mai bis zum 9. Juni in Mülheim das Best of deutscher Dramatik in seine
37. Runde geht, wird man tiefe Einblicke in die Keimzelle der Gesellschaft nehmen können:
Das Familienstück ist wieder da. Im ganz großen Stil und Rückblick in Peter Handkes Slowenen-Saga «Immer noch Sturm» (Thalia Theater Hamburg, Regie Dimiter Gotscheff), in den ganz engen Wänden...
Die Sonne scheint. Das Alpenpanorama leuchtet, freudig läuft der Hund vorneweg, wackelig auf wenig bergtauglichen Schuhen folgt ihm die Frau. Und dann ist da plötzlich – nichts. Ein Nichts, das ein Ende ist. Es geht nicht weiter, obwohl die sich hinabschlängelnde Straße ins Weite zu führen scheint. Denn da ist die unsichtbare «Wand».
In Julian Pölslers...
Als Autor und Regisseur habe ich das Privileg, für meine Arbeiten viele Monate, manchmal sogar Jahre zu recherchieren. Ich arbeite mich an verschiedenen Punkten gesellschaftlicher Erfahrungssedimente ab. Es handelt sich bei diesen Arbeiten um den Versuch einer Tiefenbohrung, bei der ich die Treibsätze von bestimmten Ereignissen, ihre historischen, privaten und...