Stadtplan Seele

Roland Schimmelpfennig: «Auf der Greifswalder Strasse»

Eine befreundete Schauspielerin, die gegenüber von Schimmelpfennigs Berliner Wohnung lebte und einen steten Einblick in sein Familienleben hatte, fuhr im Winter niemals mit der Straßenbahnlinie auf der Greifswalder Straße. Es wäre zwar der kürzere Weg, meinte sie, aber sie bereue sonst zu sehr, nach Berlin gezogen zu sein. Sie fuhr lieber einen Umweg über die Prenzlauer Allee, die mitten durch den renovierten Prenzlauer Berg führt, und lief dann einige Querstraßen zu ihrer und des Autors Heimatstraße.

 

Die Greifswalder Straße ist eine vierspurige Ausfallstraße in den Nordosten von Berlin. Die Überquerung der vier Fahrbahnen, der Straßenbahngleise und der überbreiten Bürgersteige ist wie ein Grenzübertritt von der westlichen Seite, die an den Prenzlauer Berg stößt, zur östlichen Seite, wo erste zarte Ableger des Kapitalismus für Farbe an den Häusern und Entmietung von Altbewohnern sorgen. Auf Schimmelpfennigs «Greifswalder Straße» wohnen ungefähr 50 Figuren, die wir 24 Stunden von Mitternacht bis Mitternacht in 63 Szenen erleben. 

In einem kleinen, geheimnisvollen Dialog Roland Schimmelpfennigs von 1998/99 mit dem Titel «Mulholland Drive» fragt eine unbekannte schöne Muse den Autor: ...

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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 161
von Bernd Stegemann

Vergriffen
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