«So jenau wollen wir det jarnich wissen»

Brecht zu Ehren – die Nacht zum 1. Mai in der Berliner Volksbühne

Theater heute - Logo

Am Ende vom «Dickicht der Städte», kurz vor dem Einstieg in das Dickicht des Brecht-Abends an der Volksbühne, kommt kurzzeitig so etwas wie Wettkampfstimmung auf: Die dagebliebenen Zuschauer buhen und fletschen die Zähne; die Schauspieler tänzeln aus der Applausordnung, johlen und recken die Fäuste wie Knockoutfighter, die einen laschen Punktsieg gelandet haben. Beim Boxen schleppen sich die Fans danach in den nächsten Catering-Bereich, um das Ausmaß der Verarschung einzuschätzen.

Die Champs streichen derweil die Gage ein, wohl wissend, dass beim nächsten Kampf mehr Einsatz her muss, und machen sich samt Trainer und Gefolge vom Hof. Aber an diesem Abend soll es für beide Seiten hier vor Ort weitergehen. Keine guten Vorzeichen.

Sechs Extrastunden Brecht-Ehrung waren angesetzt, zur Maifeier und zum Dichterjubiläum. Dank einer viertelstündigen Verspätung vom «Dickicht» verpasste man auch gleich den Auftakt, etwa Kathrin Angerers Lieder aus der «Kriegsfibel». Das machte natürlich nichts. Denn bei 20 Spielstätten im und am Haus und jeweils mindestens vier parallel aufgeführten Lesungen, Szenen, Filmen, Stücken, Tänzen, Rezitationen, Gesprächen, Installationen, Liedern, Performances oder ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Christian Rakow

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die Liebe in den Zeiten des Quotenfernsehens

Die amerikanische «Luftbrücke» hatte Berlin im Auftrag von Sat.1 gerettet, RTL war für «Die Sturmflut» von Hamburg verantwortlich, das ZDF organisierte die Bombardierung von «Dresden»: Gleich dreimal hintereinander erzielte die Berliner Filmfirma «Teamworx» im letzten Winter mit aufwändig inszenierten Historienstoffen Millionenquoten. Dabei hatten die Autoren...

Vor den Vätern erben die Töchter

Dieser Krieg der Generationen ist schon entschieden. Gewinnerin ist die zehnjährige Alegra, die ihre Familie so unter der Fuchtel hat, dass sie nach Opas Tod direkt die Wohnung erbt und die Eltern nun quasi bei ihr wohnen. Solche Gewinner zu hassen ist freilich leichter, als diesen Hass so zu formulieren wie Biljana Srbljanovic: «Es ist vielleicht wirklich nicht...

Karibiktheater in Hanglage

Beim Studium des Stadtplans meint man, auf ein Patchwork mit blinkenden Einzelteilen zu blicken. Die «Barrios» etwa sehen aus, als signalisierten sie in roter Farbe, dass man die wie Wespennester an den Steilhängen von Caracas klebenden Armenviertel auf keinen Fall betreten sollte. Derart abgeschottete Armutsenklaven finden sich allerdings auch in reicheren...