Sammlung Schlingensief
Die Führung beginnt beim «Führerdenkmal». Erinnert wird hier aber nicht an Adolf Hitler, sondern an Joseph Beuys. In dem kleinen Raum liegt ein riesiger Kopf, die vergrößerte Nachbildung der «Original-Totenmaske» des Künstlers. Eine Wand des Zimmers stellt die Berliner Mauer dar, es liegen Butterziegel drauf. Im weit aufgerissenen Mund des toten Beuys befindet sich ein Videomonitor, auf dem ein im Zeitraffer verwesender Hase zu sehen ist. «Der Hase steht für die Erlösung», erklärt die junge Frau, die eine Gruppe ratloser Besucher durch die Installation führt.
«Sie kennen ja den Osterhasen.» Gut, aber was hat der Vogel Strauß zu bedeuten, der jetzt im Video zu sehen ist? «Dazu kommen wir noch.»
Wir befinden uns in der wahrscheinlich unkonventionellsten Inszenierung, die das Wiener Burgtheater in seiner langen Geschichte je gesehen hat. «Dagegen war ‹Bambiland› ein normaler Theaterabend», meinte der zuständige Dramaturg Joachim Lux im Vorfeld von Christoph Schlingensiefs aktueller Arbeit «Area 7», und das will was heißen: Schon die Uraufführung von Elfriede Jelineks «Bambiland», mit der Schlingensief im Dezember 2003 als Burgtheaterregisseur debütiert hatte, war alles andere als ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Am Anfang kam das Theater ins Radio. Alfred Braun, Rundfunkpionier in den zwanziger Jahren und der erste deutsche Hörspielregisseur, hat die Urszene rückblickend immer wieder gern beschrieben: Wie sein Ensemble buchstäblich mit Pauken und Trompeten durch die Flure und Treppenhäuser im Berliner «Voxhaus» zog, vorbei an den Büros von Agenturen und Anwaltskanzleien....
Dass es nicht mehr opportun ist, das künstlerische Genre der Fernsehserie gering zu schätzen – das spricht sich herum. Aber wenn dieser noch vor wenigen Jahren eher belächelten Kunstform inzwischen sogar moralische Qualitäten nachgesagt werden, horcht man doch immer noch auf. Wie erst, wenn das Ganze weltpolitische Maßstäbe annimmt!
Schenkt man der «taz» Glauben,...
Man könne das doch nicht mehr spielen, meinen die Kollegen. «Heldenplatz», das sei gerade mal ein punktgenauer Polit-Skandal damals vor knapp 20 Jahren gewesen, eine lokal verortete Provokation, die ohnehin nur in Wien einen Sinn machte. Und überhaupt: Thomas Bernhard – sowas von «out»! Dieser stilisierte Weltekel, diese klischee-seligen Rundumschläge. Ja, mit...