Rauchen. Pilze essen. Brabbeln
Ach, Popmusik. Immer wieder versucht das Hamburger Thalia, deren entgrenzende Kraft fürs Theater nutzbar zu machen: Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo inszenierten hier «Hänsel und Gretel» mit Rammstein-Grand-Guignol, Stefan Pucher ein Charles-Manson-Musical namens «Summer of Hate», Jette Steckel «Romeo und Julia» mit Soap&Skin-Melancholie. Immer wieder fällt das Theater mit diesen Versuchen auf die Nase. Immer wieder startet es einen neuen Versuch. Eine Beharrlichkeit, die Respekt abnötigt.
Interessanter werden die Versuche dadurch natürlich nicht (obwohl insbesondere «Romeo und Julia» ein sehr junges, theaterfremdes Publikum ans Haus binden konnte).
Der jüngste Pop-Kunst-Brückenschlag stammt von Sebastian Nübling. Er nimmt sich Navid Kermanis 2003 erschienenen Essay «Das Buch der von Neil Young Getöteten» vor: eine Beschreibung, wie die kleine Tochter des Autors nachts von Drei-Monats-Koliken gequält wird und sich nur von der Musik des kanadischen Songwriters Neil Young trösten lässt. Worauf der Text Kermanis Leben entlang von Youngs Songs erzählt, «The Last Trip To Tulsa», «Hey Hey My My», «Cortez The Killer». Eine Biografie, gefiltert durch Popmusik.
Der Umarmungsverweigerer
Al ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 12
von Falk Schreiber
Auch das postdramatische Theater ist inzwischen in die Jahre gekommen. Mit einer Tagung in der Berliner Akademie der Künste und einem Festival im Kreuzberger Hebbel am Ufer feierte das gleichnamige Buch von Hans-Thies Lehmann soeben seinen 20. Geburtstag. Und weil entsprechende Kulturtechniken im Alter ja erbarmungslos zuschlagen, wurde es bei dieser Gelegenheit...
Keine untergehende Berufsgruppe, Partei oder Gesellschaft, die sich nicht wunderbar in der Eigentümerin des «Kirschgartens» spiegeln ließe! Zwar ist die Ranjewskaja mehr als pleite, aber eben auch reich gesegnet mit der Grundarroganz verarmter Aristokraten. Dass ihr Gut versteigert wird, steht zwar unmittelbar bevor, kann aber dessen ungeachtet eigentlich gar nicht...
Was passiert, wenn man(n) mit einer Perfektionistin essen geht? 1. Man wechselt mindestens dreimal den Tisch, 2. man(n) tauscht die Teller, denn das Essen gegenüber erscheint der Perfektionistin natürlich besser als das eigene. Simon Abkarian, der franzöische Théâtre-du-Soleil-Star, ist Philippe, der unfassbar gutmütige und liebevolle Mann von Anna Bronsky (Nina...