Rassismus in der Paartherapie

Jeremy O. Harris’ Musical-Drama «Slave Play» schickt am Broadway drei gemischte Paare in den Stuhlkreis

Eine Sextherapie gegen Rassismus: «Slave Play» wirkt auf den ersten Blick ziemlich abgedreht. Doch vielleicht zeichnen sich gute Ideen genau dadurch aus, dass sie anfangs befremden und am Ende den Eindruck hinterlassen, dass sie eigentlich ziemlich naheliegend waren. In dem Stück des drei­ßigjäh­rigen Autors Jeremy O. Harris, das Anfang Oktober am Broadway Premiere feierte, geht es um drei Paare in Bezie­hungs­kri­sen. Es bestehen zwischen ihnen nicht viele Gemeinsamkeiten, abgesehen davon, dass jeweils einer der Partner schwarz und einer weiß ist.

Dass ihre Beziehungsprobleme etwas mit ihrer Hautfarbe zu tun haben sollen, wie die zwei esoterisch angehauchten Therapeutinnen behaupten, leuchtet den meisten von ihnen nicht ein. Im Verlauf des Abends steht uns Zuschauern aber genau das zunehmend deutlich vor Augen.

Zurück in die Sklavenhaltung

Am vierten Tag der einwöchigen Paartherapie steht ein Rollenspiel auf dem Programm, das unmittelbar vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs angesiedelt ist. Sie sollen in die Rollen von versklavten Menschen und Sklavenhaltern schlüpfen und unter diesen historischen Vorzeichen ihre sexuellen Fantasien ausleben. «Antebellum Sexual ...

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Theater heute Januar 2020
Rubrik: International, Seite 40
von Birthe Mühlhoff

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