Programm: Freiheit

Zum Tod von George Froscher

Alles begann Ende der 1960er in einer Münchner Privatwohnung. George Froscher, bis dato an verschiedenen Stadttheatern als Schauspieler, Tänzer und Regisseur tätig und dessen in höchstem Maße überdrüssig, hatte sie zu seinem Studio umfunktioniert (Namensähn­lichkeit mit dem berühmten New Yorker Actors Studio durchaus beabsichtigt, die Zielrichtung eher entgegengesetzt). In der Szene galt das Unternehmen bald als Geheimtipp.

Ein Jahr lang trafen sich dort junge Theateraficionados, angelockt von Mundpropaganda, um sich auf den ersten Auftritt des Freien Theaters München (FTM) vorzubereiten, bei dem nichts so sein sollte, wie man es damals auf etablierten Bühnen gewohnt war.
Die Sprache aus dem Körper holen, Denken als physischen Prozess begreifen – wer mitmachen wollte, musste sich erst mal einem speziellen Bewegungs- und Stimmtraining unter­ziehen. Für viele, darunter auch Kurt Bildstein, Froschers Kunst- und Lebenspartner und unvergleichlicher Hauptakteur für die folgenden 45 Jahre, war es damals eine Initialzündung. Froscher forderte Haltung und machte Theater, das schon in seiner Form Stellung bezog, physische Verausgabung statt psychologische Einfühlung, Sprache und Bewegung als ...

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Theater heute Januar 2016
Rubrik: Nachruf, Seite 71
von Silvia Stammen

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