Pro Kultur, contra Kunst
Seit die neue flämische Regierung am 8. November eine weitere Runde von Kürzungen der Kunst- und Theatersubventionen angekündigt hat, überschwemmt eine beeindruckende Protestwelle die Meinungsseiten und den Eingang des Parlaments. Bei dieser Konfrontation unterscheiden sich zwei Strategien von den Vorjahren: die Solidarität der Künstler mit anderen betroffenen Sektoren und die gleichgültige Reaktion des Ministerpräsidenten und neuen Kulturministers Jan Jambon darauf. Ist dies der Beginn eines Kulturkampfes wie in Polen oder Ungarn?
Am 12.
November, nur vier Tage nachdem Jambon sein Strategiepapier und seine (Budget-)Entscheidungen für 2020 bis 2024 veröffentlicht hatte, versammelten sich fast 2000 Künstler in der Beursschouwburg in Brüssel. Noch nie zuvor wurden so viele Kunstprofis an einem Ort gesehen. Bald stellte sich heraus, dass das Theater zu klein war für solche unvorhergesehenen Mengen. Viele mussten den spontanen Reden im Café von außen folgen. Fernsehkameras und Journalisten waren überall dabei.
Im Innern, verteilt über das ganze Gebäude, diskutierten Arbeitsgruppen von zumeist Künstlern über vier Hauptfragen. Wie könnte eine geschickte Kommunikation gegen diese ...
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Theater heute Februar 2020
Rubrik: International, Seite 54
von Wouter Hillaert
Im Schauspiel muss man schauen, lange schauen. Leise rieselt der Schnee auf eine geborstene Villa. Käuzchen schreien, Wölfe heulen, es donnert in der Heimat hinter den Blitzen rot. Stumm stehen die Tannen herum. Eine Lawine hat den Konzertflügel unter sich begraben. Sieben Tote liegen starr im verharschten Firn. Spät kommt das Personal: ein weinendes Kind, eine...
Ein Mann sitzt auf dunkler Bühne. Vor ihm ein Mobile aus geschliffenen Glasscheiben, auf die Filme projiziert werden, Schatten, Schemen. Das Publikum überquert den Raum und steht plötzlich zwischen jungen Menschen (Fabian Eyer, Judith Goldberg, Philipp Kronenberg, Meret Mundwiler aus dem Ensemble des Jungen Theaters Bremen), einem kreischenden, flügelschlagenden...
Es gibt in Wien eine wenig schmeichelhafte Zuschreibung, die in der Szene jeder kennt: Am Burgtheater arbeitet man, am Volkstheater macht man Pausen und hält die Tarifverträge ein. Das chronisch unterdotierte und personell unterbesetzte Volkstheater ist das Sorgenkind der ansonsten reichen Theaterstadt: Es gleicht von der Architektur und Größe dem Hamburger...