Phoenix aus der Asche

Vom Ärgernis des Jahres 2014 zum Theater des Jahres 2015: Karin Bergmanns erste Saison als Intendantin hätte schlechter laufen können!

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Den Moment, in dem Karin Bergmann zum ersten Mal begriffen hat, dass sie tatsächlich Burgtheaterdirektorin ist, kann sie genau benennen. 6. September 2014, 21.30 Uhr: Im Akademietheater ist gerade die Uraufführung von Wolfram Lotz’ «Die lächerliche Finsternis» über die Bühne gegangen. Dass die Inszenierung ein großer Wurf ist, hat kaum jemand im Saal übersehen. Und bei Karin Bergmann hat es Klick gemacht.

«Als ich beim Premierenapplaus saß und sah, wie die Schauspielerinnen, der Lotz und der Parizek gefeiert werden, da habe ich mir plötzlich gesagt: Bergmann, das ist dein Theater! Und dann dachte ich: Ja, klar, warum soll das nicht eine Weile so sein? Ich werde das, glaube ich, gut können.»

Zu dem Zeitpunkt war sie immerhin schon fast ein halbes Jahr im Amt. Am 11. März war Matthias Hartmann fristlos entlassen worden; eine Woche später wurde Bergmann als interimistische Intendantin berufen. «Man ist auf mich zugekommen, weil man nicht um mich herumgekommen ist», kommentierte sie damals trocken. Es stimmte aber auch: Wer hätte es denn sonst machen sollen? Es gibt dankbarere Jobs, als kurzfristig ein Haus zu übernehmen, dessen Ensemble zutiefst geschockt und gespalten ist und in ...

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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Das Theater des Jahres, Seite 124
von Wolfgang Kralicek

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