Paris und Neapel
Hauptsächlich im Boulevard gibt es das hübsche Untergenre der Hinterbühnenkomödie. Der Alltag im Theater wird hier zum Thema, mit all den kleinen Dramen zwischen Probe und Aufführung, mit Liebschaften und Verletzungen, manchmal auch mit unspektakulärer Ödnis. Und wenn die Hinterbühnenkomödie raffiniert ist, dann schafft sie es, das Geschehen hinter der Bühne mit dem Stück, das auf der Bühne gezeigt wird, zu kontrastieren, in Franz und Paul von Schönthans Schwank «Der Raub der Sabinerinnen» etwa oder in Michael Frayns postmodernem «Der nackte Wahnsinn».
Amir Reza Koohestani und Mahin Sadri entführen das Publikum in der Außenstelle Gaußstraße des Hamburger Thalia Theaters ebenfalls auf die Hinterbühne, nur eine Komödie zeigen sie nicht. In «Dantons Tod Reloaded» geht es um eine multiethnische Tourneetheatergruppe, die in Paris Georg Büchners Revolutions -drama «Dantons Tod» zeigen möchte, allein: Ob die Aufführungen stattfinden, ist unklar. Ein Streik im öffentlichen Dienst betrifft die Bühnenarbeiter:innen (nicht aber die Künstler:innen), und wann der beendet ist, hängt von den Tarifverhandlungen ab. Außerdem hängt das Damoklesschwert von Etatkürzungen über der Gruppe, man munkelt, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Falk Schreiber
In den Jahren des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963–1965), des umfangreichsten und bedeutsamsten NS-Prozesses, der nach 1945 vor einem bundesdeutschen Gericht geführt wurde, erschien eine fünfbändige Dokumentensammlung des deutschpolnischen Historikers und Auschwitz-Überlebenden Joseph Wulf, die erstmals auf breiter Basis die Rolle von Intellektuellen und...
Pläne der Redaktion
Ist über Max Reinhardt zum 150. Geburtstag alles gesagt? Keineswegs! Peter W. Marx entdeckt im Theaterzauberer einen Fährtenleger für kulturelle Vielfalt und Demokratisierung
«Alle Gewalt geht von der Familie aus» – Rainald Goetz über sein neues Stück «Baracke» – ein Interview und der Stückabdruck
Die junge griechische Theaterszene stellt sich...
Franz Wille Vor einem guten Jahr wurde mit Aplomb eine neue TT-Leitung installiert. Vier Frauen – Carolin Hochleichter, Olena Apchel, Marta Hewelt, Joanna Nuckowska – haben sich viel vorgenommen: kollektive Leitung, die Kritikerjury zumindest infrage zu stellen, ostmitteleuropäische Erweiterung, eine Aufwertung des bisherigen Rahmenprogramms, das auf einer Ebene...