
Achille Mbembe. Foto: Fabian Hammerl
Negativer Messianismus und die Ethik der Konsequenzen
Ich möchte im Folgenden einige dringliche, bruchstückhafte und unfertige Gedanken über unsere globale Gegenwart mit Ihnen teilen; darüber, was unsere heutige Zeit im Kern ausmacht; was diesen eigentümlichen Moment, den unsere Welt derzeit durchlebt, beschreibt. Da es letztlich auch darum geht, unserer Zeit einen Namen zu geben, erlaube ich mir zu behaupten, dass inmitten von Furcht und Verwirrung eine Sache zumindest klar ist: Wir leben in einer Zeit «planetarischer Verflechtungen».
Weltweit hat die Kombination aus beschleunigtem Kapitalismus und der Sättigung des Alltags durch digitale und computergestützte Technologien zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit und einer Intensivierung von Beziehungen geführt. Aber nicht nur Verflechtungen prägen unser Jetzt.
Herrschaftsmatrix Gazastreifen
Egal, wo wir hinschauen: Der Trend läuft eindeutig auf Verengung, Eindämmung und Abkapselung hinaus. Damit meine ich nicht einfach nur die Errichtung von Mauern und Festungen, Toren und Enklaven beziehungsweise unterschiedliche Praktiken der räumlichen Segmentierung oder der Abzäunung und Verlagerung von Vermögen. Ich beziehe mich hierbei ebenfalls auf eine Herrschaftsmatrix – auf Formen von ...
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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Theater der Welt, Seite 32
von Achille Mbembe
Premieren im Juli 2017
Augsburg, Theater
6. Jacoby und Laufs, Pension Schöller
R. Maria Viktoria Linke
Bamberg,
E.T.A.-Hoffmann-Theater
1. Goldoni, Der Diener zweier Herren
R. Susi Weber (Alte Hofhaltung)
Berlin,
Maxim Gorki Theater
6. Sahebi & Wenzel, paradies3000,
Mythen der Wirklichkeit #3 (U)
R. Sahba Sahebi und Olivia Wenzel
Berlin, Schlosspark Theater
26. Tschechow,...
Ein Afrikanerjunge liegt reglos auf weißem Grund. Was fehlt ihm nur? Unwillkürlich springt die Assoziationsmaschine im Zuschauerhirn an. Da liegt ein Flüchtlingskind, ertrunken am Strand, verdurstet in der Sahara, erschlagen am Straßenrand. Armer kleiner Kerl.
Ein beleibter Weißer setzt sich an den Rand der Szene, knackt eine Schokoladentafel, vertilgt sie wie...
Vor acht Jahren ist Oliver Reese angetreten, die Frankfurter zu lehren, ihr Theater wieder zu lieben. Seine Botschaft lautete: «Schauspieler! Theater!» Und so ließ er Porträts seines Ensembles in der ganzen Stadt plakatieren. Denn unter seiner streit- und denklustigen Vorgängerin Elisabeth Schweeger galt das Schauspiel Frankfurt als zu kompliziert und verkopft, und...