Naumburg: Caveman und Astronaut
Sascha liebt es ordentlich, Chris ist ein Chaot. Sascha hat gerade keinen Job, Chris findet das nicht so schlimm. Er verdient schließlich gut, und Sascha hat doch ein Händchen fürs Häusliche, also hey? Sascha erklärt Chris, was Feminismus ist, Chris ärgert sich über Saschas moralische Überlegenheit. Chris meckert über Migranten, Sascha könnte kotzen: Falls das Pärchen sich online kennengelernt haben sollte, muss diesem Match ein ausgewachsener Algorithmus-Failure vorausgegangen sein. Andererseits reden sie immerhin miteinander – noch.
Konstantin Küsperts Erstling «Wer ihr seid» von 2011 ist eine pointierte dramatische Fingerübung für zwei Schauspieler, die die Theater bislang übersehen oder für zu klein befunden haben. Nicht so das Theater Naumburg, die mit vier Schauspieler*innen kleinste Ensemblebühne der Republik. Martin Pfaff inszeniert Küsperts Debüt im mit seiner Auslegeware und grauen Bestuhlung eher an einen Hotelkonferenzraum erinnernden Theatersaal. Zwei Kostüme – ein Astronaut (weltfremde Höhenflüge!) und das Kukeri-Ganzkörperfell eines Höhlenviechs (Caveman!) – stehen in größtmöglicher Entfernung voneinander in zwei Ecken auf Ständern. Dahinter hervor kommen Maribel ...
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Theater heute Januar 2020
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Eva Behrendt
«King Lear, so etwas fehlt uns», klagte Corinna Kirchhoff vor ein paar Jahren über den Mangel an Rollen für ältere Frauen. Penelope Skinner hat Abhilfe geschaffen. Nun gibt es «Linda», eine tragische Frau, die das Richtige will, aber grässliche Fehler macht. Irgendetwas ist doch von Anfang an falsch, wenn man die Gleichberechtigung der Frauen oder gar die...
Im Anfang ist da nur dieses eine Wort. Klingt natürlich im Englischen viel charmanter, und noch charmanter klingt es, wenn es aus dem Munde eines echten Gentleman herausströmt wie ein Stück Sahnecremetorte. Und genau so ist auch der Auftritt von Sir Henry zu Beginn von «Howl» in der Volksbühne Berlin: Im eleganten Anzug, auf dem Haupt einen schicken schwarzen Hut,...
Zu Beginn eine Szene, die an die US-Serie «True Detective» erinnert: Taschenlampen erhellen den dunklen Bühnenraum, geben den Blick frei auf eine unheimlich drapierte Frauenleiche. Eindeutig ein Ritualmord: ausgeweidet wie ein Tier, mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf und Runenzeichen am nackten Körper. «Fesseln, Stiche, Folter, nirgends Blut», stellen die beiden...