Napoleon vor Berlin

Der Schauspieler und Regisseur Uwe Eric Laufenberg tritt in der brandenburgischen Hauptstadt Potsdam ein gefleddertes Theatererbe an

Das Verhängnis des Potsdamer Theaters nach 1945 war, dass es gar kein Theater gab. Jahrzehntelang fanden Schauspiel, Oper und Ballett in einem umfunktionierten Tanzsaal statt. Als man sich Ende der Achtziger angesichts bedrohlicher Baufälligkeit endlich zu einem Neubau aufgerafft hatte, kam die Wende dazwischen. Den halbfertigen Rohbau ließ die Stadt schließlich 1991 abreißen, gleichzeitig wurde der alte Notbehelf von der Bauaufsicht geschlossen.

Seit 1992 diente eine vorübergehende Unterkunft aus Leichtmetall, von den Einheimischen liebevoll gruselnd «Blechbüchse» genannt, als Hauptspielstätte. 

Mit diesem ursprünglich auf fünf Jahre befristeten Provisorium wollte man Zeit gewinnen, um sich über Standort, Größe, Finanzierung und Funktion eines Neubaus klar zu werden. Am Ende des Millenniums schien klar, dass ein neues Gebäude keinen Orchestergraben bräuchte – Ballett, Chor und hauseigene Kapelle waren gestrichen. Doch mit jedem Tausender, der am Inhalt gespart wurde, wuchsen auch die Zweifel, ob beim Land Brandenburg und bei der Stadt überhaupt noch ein politischer Wille zum Theaterbau vorhanden war. So erschien es wie ein kleines Wunder, als der damalige Oberbürgermeister ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Januar 2005
Rubrik: Das weite Land, Seite 30
von Matthias Heine

Vergriffen
Weitere Beiträge
Wenn der Dramenmotor heißläuft

Was für ein Held! Johann Nepomuk Mälzel hat das Metronom erfunden, er hat künstliche Welten in Dioramen geschaffen, Automaten und Spielfiguren gebaut; er träumte von einer besseren Welt, und die Mechanik schien ihm der Schlüssel dazu. Er war ein leidenschaftlicher Schausteller und damit auch ein Dramatiker. Seine Welten sollten funktionieren. Das Werkzeug war fein...

Zwiebelsuppe

Der Regisseur Michael Simon hat sich einen Namen gemacht als Maître de Plaisir des Theaters. Er begnügt sich nicht mit den herkömmlichen Guckkastenkonventionen – das werte Publikum soll schon etwas mehr Anteil nehmen am Geschehen, auch physischen; gern wird es auf die Bühne gebeten, um den Schweiß der Schauspieler zu riechen und hautnah strömen zu sehen, es soll...

Schöner wohnen, schneller schießen

Langeweile, das klingt so harmlos. Das klingt nach schlaffem Händedruck, nach Erwachsenen, die episch Filme nacherzählen, die gerade im Kino laufen, oder Nieselregen im Theater. 

Dabei ist Langeweile heimtückisch. Als gut getarnte Mischung aus Sehnsucht und Aggression schlägt Langeweile Ausländer tot, verschleudert endlos Ressourcen und wählt die falschen...