Museum der Gegenwartskunst
Dafür muss man den Berliner und seine Neigung zum Haushund einfach lieben. Steht zur Nachtzeit nur mit einem Bademantel überm Pyjama ganz jovial auf der Straße, das Bullenbeißerkettchen locker ums Handgelenk geschlungen, und sorgt sich um sein Tier. «Bienchen», brüllt den liebreizenden Kosenamen markerschütternd ins Parkett, und man kann sich lebhaft vorstellen, was für ein ausgewachsener Rottweiler darauf hört.
Heute hört Bienchen aber nicht, worauf das Herrchen noch ein paar Mal drohende Schnapplaute durch die Nacht schickt – mit jenem suchenden Blick in den hellen Zuschauerraum, vor dem man besser etwas tiefer in den Sessel rutscht.
Der «Mann ohne Hund» ist der erste von zwei Dutzend Hauptstädtern aus dem Nordostteil der Stadt, wo Berlin nicht hip, sondern vor allem grau, hässlich und piefig ist. Wer es sich leisten kann, zieht ein paar Straßen weg von der vierspurigen Greifswalder mit der rumpelnden Tram in der Mitte. Zurück bleibt, was vom stolzen Proletarier anderthalb Jahrzehnte nach der Wende noch übrig ist: der/die mehr oder weniger umgängliche Proll. Entsprechend die vorherrschenden Berufsbilder. Es gibt in Roland Schimmelpfennigs neuem Stück, seinem dritten in dieser ...
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Der ideelle Gesamtschwabe arbeitet gerne und viel, betet fromm und pflegt einen Drang zum Höheren. Da er dieses Höhere aber gut radikalprotestantisch in der innerweltlichen Pflichterfüllung sieht, geht das alles gut zusammen, und er arbeitet sich in spiritueller Fröhlichkeit den Arsch ab. Für diesen Zusammenhang aus Arbeit und Spiritualität, ja aus stumpfer,...
Als Johan Simons begann, Theater zu machen, bestand er darauf, seine Aufführungen stets außerhalb der festen Häuser zu zeigen. Seine Gruppe Hollandia spielte überall dort, wo Theater nicht hinpasste, in Wohnungen und Hühnerställen, in Gewächshäusern und auf dem Acker, in verrotteten Fabriken und postmodernen Bürokomplexen. Aus der Not, keine eigene Bühne zu haben,...
Man könne das doch nicht mehr spielen, meinen die Kollegen. «Heldenplatz», das sei gerade mal ein punktgenauer Polit-Skandal damals vor knapp 20 Jahren gewesen, eine lokal verortete Provokation, die ohnehin nur in Wien einen Sinn machte. Und überhaupt: Thomas Bernhard – sowas von «out»! Dieser stilisierte Weltekel, diese klischee-seligen Rundumschläge. Ja, mit...