
Beinah wie anno 1922 an den Münchner Kammerspielen: Brechts «Trommeln in der Nacht» mit Hannes Hellmann (Vater), Wiebke Puls (Mutter) und Wiebke Mollenhauer als Tochter Anna, Regie Christopher Rüping; Foto: Julian Baumann/Münchner Kammerspiele
Mord und Schredder
Gar nicht so leicht, heute einen «Richard III» auf die Bühne zu bringen, bei der Konkurrenz an Trumps, Kims und Erdogans, die es nur darauf anzulegen scheinen, sich als Shakespeare-Schurken zu profilieren. Michael Thalheimer und sein Protagonist Norman Hacker hegten diesen Plan allerdings schon lange, bevor sich die politische Weltlage derart elisabethanisch zuspitzte, und entsprechend überhistorisch ist auch der Zugriff der Inszenierung am Münchner Residenztheater.
Es sind finstere Zeiten, daran lassen Thalheimer und sein Bühnenbildner Olaf Altmann keinen Zweifel.
Kein Licht, höchstens eine Minidosis diffuse Dämmerung injiziert der Lightdesigner Tobias Löffler anfangs in den klaustrophobisch schwarz verschalten Bühnenturm und zeichnet damit eine kaum wahrnehmbare Schraffur an die Seitenwand. Der türenlose Tower zieht den Blick nach oben – irgendwas muss doch noch da sein in dieser Leere, durch die von Beginn an unheilvoll Bert Wredes dunkler Elektrosound kriecht. Doch so etwas wie ein goldener Hoffnungsstreif wird sich an diesem Abend erst zeigen, wenn nach gut zweieinhalb Stunden zielstrebigen Gemetzels endlich auch der Titelheld blutig verendet ist.
Davor sind die Positionen ...
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Theater heute Februar 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 13
von Silvia Stammen
Auf Grau folgt Weiß, dann Pink, Hellrosa, Türkis und Blau. Die Bühne von Josa Marx erinnert an eine Bonbonschachtel, und die fünf Marilyns, die in dieser Bonbonschachtel liegen, sind mit ihren Kleidern perfekt darauf abgestimmt – so perfekt, dass sogar die Farbwechsel der liegenden Figuren in die Kunstseidekleider eingearbeitet sind. Das Ikonische der Marilyn legt...
Ein Mann kommt auf die Bühne, telefonierend mit Ohrstöpseln und Freisprechgerät im strahlend blauen Anzug – ein Manager von heute. Es ist Konsul Bernick aus Ibsens «Die Stützen der Gesellschaft» von 1877. Wenn das Stück so glatt aktualisierbar ist, warum wird es heute so selten gespielt?
Der komödienhafte Schluss wird in allen Schauspielführern bemäkelt. Ibsen sei...
Durch das Feld, durch den Wald, durch den Fluss. Isa ist aus einer psychiatrischen Einrichtung abgehauen, und jetzt irrt sie durch die Nacht, betäubt und befeuert von Pillen, die sie sporadisch einwirft. Begegnet einem taubstummen Kind. Erzählt dem die herzzerreißende Geschichte von einem in Spanien ausgesetzten Hund. Und tanzt glücklich auf Messers Schneide. «Ich...