Mehr als einfach gut gemacht
Im Mai 2011 tauchte an der Karl-Marx-Allee plötzlich ein großes Schild auf, direkt vor dem ehemaligen kleinen Bungalow am Haus der Statistik. Darauf war in schönster Ferienkatalog-Ästhetik der Entwurf des geplanten Bauvorhabens «Berlin del Mar» zu sehen, eine Ferienhotelanlage mit King-Size-Pool, in Kooperation mit TUI.
– Hier?, fragte man sich natürlich, direkt am Alexanderplatz zwischen Touristentransfers und trostlosem Event-Shopping? Und ausgerechnet im Haus der Statistik, dem riesigen, maroden 70er-Jahre-Kasten, in dem nach der Wende vorübergehend die Gauck-Behörde Stasi-Akten sichten ließ? Auf den ersten Blick befürchtete man ein neues Imageprojekt der Berlin Tourismus & Kongress GmbH, die die Hauptstadt damals penetrant als «Strandbar-Metropole» vermarktete. Doch bald entpuppte sich «Berlin del Mar» als temporäre Theater-Adresse für ein gleichnamiges Performance-Festival, das sich mit Berlins urbaner Mitte als «Creative City oder touristischem Hyperraum?» auseinandersetzen wollte – eben mit dem Verschwinden der kulturellen Freiräume in der Stadt. Als Bauherrin firmierten die Berliner Sophiensaele, deren eigene Immobilie zwischenzeitlich renoviert wurde.
Es war Franziska ...
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Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Bilanz, Seite 52
von Anja Quickert
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Vorhang auf!» Unter diesem Titel läuft im Rupertinum, schräg vis-à-vis von den Festspielhäusern, derzeit eine Ausstellung mit Theaterfotografien von Ruth Walz, die von 1976 bis 1990 Hausfotografin der Schaubühne war. Der Schwerpunkt der Schau (bis 12. November) liegt naheliegenderweise auf Aufführungen der Salzburger Festspiele, wo Walz in den vergangenen 30 Jahren...
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