Marktgemüse
Spargel» von Gianina Carbunariu (ein Einakter, der aber gerade von der Autorin zu einem abendfüllenden Stück für das Volkstheater in Wien ausgearbeitet wird) spielt in einem Supermarkt in England. Uhrzeit: 21.15, eine Dreiviertelstunde vor Ladenschluss. George, Engländer, Pensionist und Dani, Rumäne, Mitte dreißig, Spargelpflücker, studieren das Angebot. Es ist einer dieser Supermärkte, die abends ihre verderblichen Waren stark reduzieren ...
Diese Beschäftigungen wiederholen sich Abend für Abend: Warten bis zu dem Moment kurz vor Ladenschluss, in dem sämtliche Nahrungsmittel, deren Ablaufdatum unmittelbar bevorsteht, billiger verkauft werden.Die beiden Männer sind allerdings auf der Schnäppchenjagd ganz und gar in sich selbst versunken: vor allem Dani. Die Situation, auf Tagelohnbasis zu arbeiten, ohne Gewerkschaft, ohne Rechte, lässt ihn – wie Hunderte von Arbeitern – halblegal fern von zu Hause schuften. Nach einem viel zu langen Arbeitstag bleibt ihm wie seinen Kollegen aus allen «armen» Ländern Europas nichts anderes übrig, als in trostlosen Unterkünften herumzusitzen und von einem besseren Leben in der Heimat zu träumen. Der Supermarkt als Denk-, als Wegwunschraum. Dani ...
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Theater heute Jahrbuch 2010
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 173
von Barbara Weber
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