Marketing: Süffiger Wein in neuen Schläuchen
Distribution ist alles – das ist heute das strategische Keyword. Da ist das Theater ein Unternehmen wie alle. Mit Distribution ist aber nicht etwa «Figuren und ihre Darsteller» gemeint, sondern die optimale Bewirtschaftung der Betriebsvektoren und nutzerorientierten Kommunikationskanäle. Hier weist das Schauspielhaus Zürich (bei besten Marketingvoraussetzungen am Produktionsstandort) eine starke Innovationsdynamik auf und behauptet sich als lokaler Marktführer mit Nicolas Stemanns «Corona-Passionsspielen».
Seit Beginn der Pandemie vor rund fünfzehn Monaten entstand am Haus ein Vaudeville-Werk, das transformative changes von der Webserie über den Live-Auftritt bis zur sommerlichen Schiffspassage erfuhr; ein performatives Dispositiv, welches im Lauf des Pandemiejahrs auch auf Buch, Musikalbum, Rundfunk, Kirchenpredigt und Zeitungskolumne ausgreifen konnte und das Publikum zu guter Letzt mit einem abrundenden Konzert unter dem Label einer hoffentlich nicht nur vorläufigen Verabschiedung vom Virus Ende Juni in die wohlverdiente Sommerpause entließ.
«Ich bin auch ein Schiff» stand jahrelang auf den Zürcher Straßenbahnen. Der Slogan war eine Werbung für den ...
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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Andreas Klaeui
Es ist ein Fake, der Unterdrückungsgeschichte gemacht hat: das Hymen, auch «Jungfernhäutchen». Teresa Vittucci, gehüllt in einen neonorange leuchtenden Hauch von Nichts, widmet der lügenumwobenen vaginalen Korona eine schlagfertige Tanz- und Lecture-Performance: «Hate me, tender. Solo for Future Feminism» ist eine von nur drei Produktionen innerhalb des...
Die fettige Langhaarperücke über der hohen Stirn, die Gänge mit freiem Oberkörper in ausgeleierten Shorts, das maulige Muss-wohl-auch-mal-ne-Jeans-Drüberziehen, wenn’s denn sein soll, diese ganze durchweg herabgedimmte Haltung, mit der Joachim Meyerhoff mal hier, mal dort auf der Bühne lungert, da weiß man, selbst wenn man den Roman noch nicht gelesen hat: Wird...
Im Nachhinein erscheint es mir seltsam, ja vielleicht sogar verlogen, dass ich selbst nie mit der Geisterbahn gefahren bin. Sie wurde 1998, dem Jahr meiner Matura, in unserem Hinterhof errichtet, der auf allen Seiten von fünf- bis sechsstöckigen Mietshäusern umstanden wird. Ich weiß noch, wie meine Mutter sich über den Lärm der Baumaschinen beklagte. Wochenlang...