Mannheim Schauspielhaus

Jüngste Gerichte Goethe «Iphigenie auf Tauris», Sibylle Lewitscharoff «Vor dem Gericht» (U)

Würde sie das Land der Griechen mit der Seele finden, träfe sie dort kaum jemand, den sie kennt. Ihr aus Troja heimgekehrter Vater wurde von der Mutter ins Jenseits befördert, die Mutter dann von Bruder Orest. Von all dem weiß Iphigenie noch nichts, es könnte aber sein, dass sie eine besondere Beziehung zum Wind hat. Er fehlte den Griechen, als sie gen Troja segeln wollten, was dazu führte, dass Agamemnon seine Tochter opfern ließ. Und er wehte das Mädchen während der Opferung zur Insel Tauris.

Diana hatte die hehre Lichtgestalt in eine Wolke gehüllt, und die wurde zu den «barbarischen» Skythen geweht. Dort sitzt die sanftmütige Einhandseglerin nun im Sturm der Kulturen und hat so allerhand zu managen: das Begehren des skythischen Königs zum Beispiel, der immer wieder seinen Vertrauten Arkas vorbeischickt; und dann taucht auch noch Orest zusammen mit dem Gefährten Pylades auf der Insel der Barbaren auf, wo die Schwes­ter als hoch geachtete Priesterin wirkt.

Eine Setzung, die Lisa Nielebock ernst nimmt und zusammen mit Sascha Gross (Bühne und Kostüme) in größtmögliche Reduktion und Sprach­konzentration umsetzt. Gespielt wird vor dem eisernen Vorhang. Alles ist in Weiß getaucht und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juli 2012
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Jürgen Berger

Weitere Beiträge
Bonn: Schauspiel Bonn, Werkstatt

Bobby will Wahrheit. Als er sie kennt, ist sie wertlos für ihn. Bobby wird von seiner Schwester Betty gerufen, um mit ihr eine Hütte im Wald auszuräumen. Warum das nötig ist, dafür gibt sie verschiedene Gründe an. Am Ende stellt sich heraus, dass die erfolgreiche Collegedekanin einen Liebhaber, einen ihrer Doktoranden, umgebracht hat, weil er andere Frauen...

Dokumentation: Kindliche Freude

Es fühlt sich fast wie ein Wiedersehen an: Über weite Strecken der hundertminütigen Dokumentation «Das Knistern der Zeit» ist Christoph Schlingensief im Bild – dünn, ergraut und von der Krankheit bereits gezeichnet, aber sprudelnd vor Mitteilsamkeit und Tatendrang. Sibylle Dahrendorf hat den Künstler und Regisseur zu seinem Vermächtnis, dem «Operndorf»-Projekt nach...

Kulturelle Bildung

Oh, schau mal, wie süß», geht ein Raunen durchs Publikum. Die Lichtinseln der Kamera-Displays beginnen hellblau zu leuchten. Auf die Bühne tapsen drei siebenjährige Haselmäuse und lauschen unterm Papp-Haselnussbaum einigermaßen orientierungslos den vorproduzierten Märchen-Erzählstimmen aus dem Off. Total süß, wie sie das mit dem Tanz noch nicht so richtig auf die...