Männer!
Das Stück «heiß» besitzt eine so eigentümliche und konsequente Konstruktion, dass man sich ihr mit einer Logik von Außerirdischen nähern möchte. Nehmen wir an: Die Außerirdischen könnten das Leben auf der Erde aus einem beliebigen Detail hochrechnen, ohne jede Hintergrundinformation.
Sie hätten von unserer Zivilisation ein Photo vorliegen, zwei ungefähr gleichaltrige Männer und eine Frau in einem Badeanzug vor einem Haus am Meer – und sie hätten ein Verfahren entwickelt, dieses Photo zum Sprechen zu bringen: Alle Elemente auf dem Photo werden mit den gleichen Sprachkräften ausgestattet. Jedem Element wird der sprachliche und gestische Raum zugewiesen, der seinem Vorkommen im Bild entspricht. Jedes Element bringt seine Position maximal ökonomisch ein. Das schafft einen geringen Spielraum, der mit Hilfe des außerirdischen Rechners nahezu unendliche Kombinationen erlaubt. Niemand verlässt den Raum dieses Photos, nichts wird hinzugefügt, jedes Element variiert seine Möglichkeiten nach der Logik der Verhaltensweisen, die die Außerirdischen im Kern unseres Wesens festgestellt haben.
Zwei einsame Männer stehen auf einem Kai. Sie haben vergessen, wie alt sie sind, sie wissen nicht mehr, ...
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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 144
von Karl Baratta
Nach stundenlangem Kampf neigt sich die Bunkerdecke ein letztes Mal. Die Blechgeschirre mit der Henkersmahlzeit scheppern zu Boden, Leichen rutschen malerisch über die Schräge, dumpfes Wummern liegt in der Luft. Nur zwei Recken können noch aufrecht stehen: Gunther und sein braver Hagen, der ihm noch im Untergang den Rücken zur Sitzgelegenheit krümmt. Treu bis in...
Die Geschichtenerzähler machen weiter, die Autoindustrie macht weiter, die Arbeiter machen weiter, die Regierungen machen weiter, die Rock’n’Roll-Sänger machen weiter, die Preise machen weiter, das Papier macht weiter‚ die Tiere und Bäume machen weiter, Tag und Nacht machen weiter, der Mond geht auf, die Sonne geht auf, die Augen gehen auf.» Fast dreißig Jahre ist...
Als seinen Lieblingsautor nennt Simon Stephens Raymond Carver, und er zitiert ihn im Interview mit dem Satz: «Als Schriftsteller muss man die Fähigkeit haben, die Welt mit offenem Mund und kindlichem Staunen zu betrachten.» Sein Lieblingsdramatiker ist Anton Tschechow, «denn er war der Auffassung, dass die Menschenliebe kommuniziert werden kann. Dass die kleinen...