«Letztendlich geht es um Liebe»
In wenigen Branchen wird so intensiv nach jungen Talenten gefahndet wie in der dramatischen Literatur. Unentdeckt zu bleiben, wenn man etwas zu sagen hat, ist heutzutage kaum noch eine Gefahr. Was allerdings keine Garantie für anhaltende Bühnenpräsenz bedeutet, denn in den Spielplänen müssen die neuen Stücke mit Romanadaptionen und Projektentwicklungen konkurrieren, und es ist nicht selten, dass nach der Uraufführung, die allein die überregionale Presse anlockt, auch schon der letzte Vorhang fällt.
In Heidelberg jedenfalls glaubt man noch an die Kraft des eigens für sie geschriebenen Wortes auf der Bühne. Seit 33 Jahren richtet das Theater mit ungebrochenem Elan den Stückemarkt als einen der ältesten und renommiertesten Wettbewerbe für junge deutschsprachige Dramatik aus, dessen mit 10.000 Euro dotierter Autorenpreis mittlerweile noch durch einen Internationalen Autorenpreis (5.000 Euro) an ein Stück aus einem jeweils wechselnden Gastland und den Jugendstückepreis (6.000 Euro) ergänzt wird. Von der Vorgabe, dass die von Verlagen und auf Empfehlung ehemaliger Wettbewerbsteilnehmer eingereichten Stücke noch keine Uraufführung in Aussicht haben dürfen, hat man sich allerdings vor ...
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Theater heute Juni 2016
Rubrik: Festivals, Seite 46
von Silvia Stammen
Machen Sie mal alle: Ohhh!», grinst der «Musiktherapeut Hubert Wild» in die Zuschauerrunde und nervt gleich übergriffig weiter: «Staunen Sie mal in Ihren Hocker rein!» Man hatte ja durchaus befürchtet, dass sich dieses in jeder Hinsicht hohle Sitzmöbel, das man eingangs aus Pappmaché selbst hatte basteln müssen, zum zentralen Handlungsträger dieses seltsamen...
Ohne Dildo geht fast gar nichts mehr. Die Performerinnen Marja Christians und Isabel Schwenk kaschieren mit geschätzten drei Dutzend dieser knallfarbigen Gummidinger den erschreckenden Leerlauf und die erhabene Plattheit ihrer im feministischen Hoheitsanspruch steckenbleibenden Interpretation von Hebbels «Judith»; Florentina Holzinger schnallt sich einen mächtigen...
Bis heute, ein Dutzend Jahre nach dem finalen Ende, macht es in Frankfurt einen Unterschied, ob man die Tage des TAT miterlebt hat oder nicht. Dieses Theater hat das Bewusstsein der Interessierten dieser Stadt tiefgreifend und nachhaltig geprägt, verändert, beeinflusst, ihr Kunstverständnis, ihre institutionelle Kompetenz, ihre Unabhängigkeit. Heiner Goebbels...