Leben spielen

Theater und Biografie in Berlin: Milo Rau komplettiert mit «Empire» seine Europa-Trilogie, und Yael Ronen sucht in «Denial» nach den Spuren von Verdrängung und Verleugnung

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Am 31. Mai und 1. Juni bei den Mülheimer «Stücken»: Milo Raus «Empire».

Nach einer guten Stunde ging plötzlich das Saallicht an. Ein Techniker trat bei der Berliner «Empire»-Premie­re in der Schaubühne auf die Bühne, erklärte, dass sich der Lichtcomputer irgendwie verschluckt habe und jetzt ein Back-up der Stimmungen einlesen müsse, was zwei, drei Minuten dauern werde, und verschwand. Die Schauspieler nahmen’s gelassen, das Publikum auch, und nach ein paar Minuten ging es wie versprochen weiter. Danach war es, als wäre nichts geschehen, und trotzdem war alles anders.

Der unfreiwillige technische V-Effekt hat Milo Raus «Empire» und seine Spieler an seiner empfindlichsten Stelle getroffen, der Illusion ihrer Gegenwärtigkeit. Raus jüngste Produk­tion, der letzte Teil seiner «Europa-Trilogie», funktioniert nach dem Muster der beiden Vorläufer «The Civil Wars» und «The Dark Ages». Schauspieler sitzen in kleinen, intimen Bühnen-Settings – Wohnzimmer, Küche – und erzählen ihre Lebensgeschichten, die am eigenen Beispiel tiefere Einblick in die europäischen Verhältnisse liefern sollen. Dabei werden sie von einer kleinen Videokamera gefilmt, die das Porträt überlebensgroß auf einen Screen über der jeweiligen Wohninsel schickt. In «Civil Wars» sollte anhand von ...

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Theater heute Oktober 2016
Rubrik: Aufführungen, Seite 12
von Franz Wille

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