Labyrinth der Selbstbespiegelungen
Die Psychoanalyse sei eine der «erfolgreichsten Ideen» in westlichen Gesellschaften, schreibt die israelische Soziologin Eva Illouz in ihrem Buch «Saving the Modern Soul». Im Verlauf des 20. Jahrhunderts habe sie alle Bereiche der modernen Kultur durchdrungen und eine «völlig neue kulturelle Matrix» geschaffen, die «unser Verständnis vom Selbst und von anderen geprägt hat».
Der ursprünglich als Emanzipationsversprechen in Erscheinung getretene therapeutische Diskurs stürze das Individuum allerdings heute in ein Dilemma: Er habe das Selbst in ein permanent reparaturbedürftiges oder mindestens verbesserungswürdiges Projekt verwandelt. Im «emotionalen Kapitalismus» mit seinen kostenpflichtigen Therapie-, Coaching- und Selbsthilfe-Modulen seien Konsumkultur, soziale Beziehungen und Individualität so eng ineinander verflochten, dass sich Ökonomie und Gefühle gar nicht mehr voneinander trennen lassen.
Auch mit dem Theater verbindet die Therapie verwandte Formen wie Storytelling, Symboltechniken, Rollenspiele, Psychodrama oder Reenactment, während dem Theater umgekehrt das Therapeutische schon mit der Katharsis eingeschrieben ist. «Darüber hinaus gibt es derzeit einen Trend im ...
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Theater heute Januar 2019
Rubrik: Festivals, Seite 52
von Anja Quickert
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