Kunstvoller Zersetzungsprozess

Georg Kaiser «Gas-Trilogie» am Staatsschauspiel Dresden

Manchmal muss man die Aktualität eines Stoffes gar nicht behaupten, sie ergibt sich einfach. So geschehen mit der Dresdner «Gas-Trilogie», ein expressionistischer Theaterreigen von Georg Kaiser, den Sebastian Baumgarten jetzt auf die Hinterbühne des Staatsschauspiels gestellt hat. Sie atmet aus jeder Pore vergangene Zukunft, was auch an der Bühne von Thilo Reuther liegt. Er hat eine Arena mit vier Tribünen gebaut unter einer Art auseinanderfliegenden Kuppel, wie man sie aus Science-Fiction-Filmen kennt.

Große Leinwände liefern Animiertes, Collagiertes und Fotografiertes (Video: Philipp Haupt) oder dienen überdimensioniertem Schattenspiel. Aus Gullydecken strömt in großen, kräftigen Schüben Nebel in den offenen Raum, in dem schwarze Steine herumlungern und später Blumen sprießen werden. Dazu zaubert Thomas Mahn Live-Musik am Klavier, während der restliche Soundtrack von Robert Lippock besorgt wird. Ein rundes Setting für eine Reise zurück in die Zukunft der 1920er, die Kaiser in seinen drei Gasstücken «Koralle», «Gas I» und «Gas II» beschreibt. 

Die konzentrierte Dresdner Fassung braucht keine zwei Stunden, um die allzu zeitgenössisch wirkende Story zu erzählen. Herauspräpariert ...

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Theater heute 12 2022
Rubrik: Chronik, Seite 61
von Torben Ibs

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